Weihnachtskarte#

Weihnachtskarte

Die ersten Weihnachts- und Neujahrskarten, noch ohne typisches Motiv, kamen aus England. Der Gründer des Victoria- and Albert-Museums, Sir Henry Cole (1808-1882), beauftragte den mit ihm befreundeten, bekannten Künstler John Horsley (1817-1903) mit dem Entwurf. Er ließ 1843 tausend Postkarten drucken, teils für den eigenen Gebrauch, teils zum Verkauf. Kam in England eine Porto-Ermäßigung der raschen Verbreitung der Glückwunschkarten zu Gute, so brachte in Kontinental-Europa die Einführung der Correspondenz-Karte mit aufgedruckter Marke den Durchbruch. Österreich führte sie 1869 als erstes Land der Welt ein.

Da Weihnachten erst im 19. Jahrhundert zum Familienfest - mit den entsprechenden Gratulationen und Geschenken - wurde, waren die älteren Grüße jene zum Jahreswechsel, wobei das "gnadenreiche Jesulein" als Neujahrsbringer galt. Seit dem ausgehenden Mittelalter fand es sich als Holzschnitt, z.B. mit einem Schiff auf Neujahrsbriefen in adeligen und geistlichen Kreisen. Die Schöpfer von Kupferstichen des 18. und Entwerfer von Chromolithographien des 19. Jahrhunderts umgaben das Jesuskind auf Weihnachtskarten mit einer Fülle allegorischer Zeichen oder biblischer Szenen.

Neben religiösen Motiven gab es geschriebene Glückwunschkarten profaner Natur. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gratulierten bestimmte Berufsgruppen, wie die Kellner der Wiener Kaffeehäuser, mit gedruckten Neujahrskarten. Mehr als 40 Verlage beschäftigten sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der Herstellung der "Wiener Kunstbilletts". Die Erzeuger solcher Luxuswaren verwendeten als Materialien Seide, Perlmutter, Messing, Spiegel, Spinnweben und Fischschuppen. Ein raffiniertes System versteckter Hebel öffnete Blumenkelche und Türen, bewegte Figuren und ließ überraschende Pointen auftauchen. 1794 hatte allein der Kunsthändler Johann Hieronymus Löschenkohl (1753-1807) 323 Sorten Neujahrskarten auf Lager.

Im 20. und 21. Jahrhundert haben die gedruckten und geschriebenen Weihnachts- und Neujahrs-Glückwünsche Konkurrenz durch Grüße über soziale Netzwerke bekommen. In Deutschland führte 2018 die Weihnachtskarte einer CDU-Politikerin zu Kontroversen. Die Staatsministerin und Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz, ließ auf einer Grußkarte zu den Feiertagen das Wort „Weihnachten“ weg und formulierte: „Egal woran Sie glauben... wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr". Kritik kam nicht nur von der Migrationsexpertin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, sondern auch von Islam-Experten und aus den eigenen Reihen.

Im Internetzeitalter dürfte die Zahl der gedruckten Weihnachtskarten zurückgehen. Hingegen steigen bei der Post die Paketzustellungen. Im ganzen Jahr 2021 wurden 184 Millionen Pakete ausgeliefert, in der Vorweihnachteszeit täglich rund 730.000, an manchen Tagen mehr als eine Million. Wegen der weiterhin zu erwartenden Steigerung des Paketaufkommens soll die Zahl von 13.000 Mitarbeitern um 1500 aufgestockt werden.


Quellen:
Hanna Egger: Herrn Biedermeiers Wunschbillett. Wien 1978
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 151 f.
Mauz, publiziert 18.12.2018
"Österreich", 5.1.2022

Bild: "Gesegnete Weihnachten". Postkarte, 19. Jahrhundert. Gemeinfrei


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