WIENER FAHRSCHEINE#

Im Lande herrschte zu dieser Zeit die Geldentwertung. Am 23. November 1924 verkündete „Der Tag“ die neuen Tarife der Straßenbahn die ab 2. Dezember 1924 gültig sind.

Die neuen Preise galten für Spezialfahrscheine und Zeitkarten. Die Direktion der städtischen Straßenbahnen hatte nun die Vorlage über die neuen Tarife ausgearbeitet Der beim Schaffner gelöste Tagesfahrschein. Von 1700 auf 2000 Kronen erhöht, während die im Vorverkauf gelösten Karten von 1600 auf 1900 Kronen gesteigert wurden.

Der Abendfahrschein, der 2200 Kronen kostet, wird dann 2600 Kronen, der Nachtfahrschein, der 4400 Kronen kostet, wird auf 5200 Kronen gesteigert. Der Preis der Sondertariffahrscheine, der gegenwärtig 700 Kronen ist, wird mit 1000 Kronen festgesetzt. Für den Kinderfahrschein werden auf dem Wagen 300 und im Vorverkauf 200 Kronen zu zahlen sein. Der Preis der Schülerfahrscheine wurde von 300 auf 400 Kronen hinaufgesetzt. Der Frühfahrschein wurde statt 1100 nun auf Eine1300 Kronen gesteigert. Für den Hin- und Rückfahrschein sind statt 2450 Kronen ab nun 2900 Kronen zu zahlen.

Für Wochenkarten wurde der neue Preis von 13.500 Kronen erst am 8. Dezember wirksam.

Die neuen Tarife für die Zeitfahrten für den Monat Dezember wurden wie folgt festgesetzt: Halbjahresnetzkarten 1,060.000 (bisher 900.000 Kronen), Monatsnetzkarte 212.000 (bisher 180.000) Kronen, Streckenkarte bis zu zwei Teilstrecken 110.000 (bisher 92.000) Kronen und über fünf Teilstrecken 130.000 (bisher 110.000) Kronen.

Eine entsprechende Erhöhung erfahren auch die gemeinsamen Fahrkarten für die Straßenbahn und den Kraftstellwagen. Der Preis der Halbjahresnetzkarte von 1, 650.000 auf 1,810.000 Kronen, der Monatsnetzkarte von 330.000 Kronen auf 362.000 Kronen, der Streckenkarte bis zu zwei Teilstrecken von 147.000 auf 160.000 Kronen, bis zu fünf Teilstrecken von 167.000 auf 185.000 Kronen und über fünf Teilstrecken von 185.000 auf 205.000 Kronen zu erhöhen. Die Wochenkarte soll statt 19.900 nun 21.000 Kronen, der Hin- und Rückfahrschein statt 3850 nun 4300 Kronen, der Tagesfahrschein statt 2300 nun 2600 Kronen, der Frühfahrschein statt 1800 nun 2000 Kronen, der Schülerfahrschein statt 1000 nun 1100 Kronen und die Kinderkarte statt 800 Kronen nun 900 Kronen kosten.

Hatte sich das rote Organ, die Arbeiter Zeitung im Jänner über die Preiserhöhung der Straßenbahn in Budapest die auf 2000 Kronen erhöht worden war sehr empört gezeigt,, obwohl Ungarn nun ein selbständiges Land war und frei bestimmen durften, hüllten sich die Genossen nach den gigantischen Wiener Preiserhöhungen in Stillschweigen, scheinbar fehlten ihnen die Worte dazu.

Doch die Aussage die die Arbeiter Zeitung im Oktober 1924 von sich gab, dass Wien die niedrigsten Straßenbahnfahrpreise unter allen großen Städten Europas hätte, kommt uns irgendwie bekannt vor, denn diese Wiederholungswalze ist mitunter auch heute noch zu vernehmen. „Die Freiheit“ v. 29. November 1924 nahm sich des Thema der Preiserhöhung an und schrieb: „Breitners Weihnachtsgeschenk“ Die Straßenbahnfahrpreise in Wien wird von der sozialistischen Musterverwaltung von 1700 auf 2000 Kronen erhöht, obwohl die Straßenbahn trotz kostspieliger Investitionsarbeiten im vergangenen Jahr einen Reingewinn von 12 Milliarden erzielt und obwohl Genosse Breitner mit seinen nahezu 700 Milliarden Überschuss prunkt und protzt. Die Wiener Bevölkerung wird wieder einmal tüchtig von der roten Musterverwaltung ausgeplündert.“

Quelle: Zeitungen der ÖNB

Hinweis auf Themen der Straßenbahnen

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/WIENER FAHRSCHEINE