SALM DENKMAL#

Votivkirche
Salm Denkmal

Die Besprechung eines Denkmales zur Erinnerung an die Befreiung Wiens aus der Türkennot 1683, dessen Errichtung im Stephansdom nunmehr kräftig eingeleitet wurde, und, wie zu hoffen ist, zum guten Ende geführt werden wird, führt neuerdings den leidigen Umstand vor Augen, dass Wien so wenige Monumente besitzt, welche der Erinnerung an wichtige, unsere Stadt berührende, historische Ereignisse gewidmet sind. (Für das Türkendenkmal in St. Stephan leistete Kaiser Franz Joseph einen Beitrag von jährlich 1000 Gulden auf die Dauer von sechs Jahre aus seiner Privatkasse.)

Außer dem Standbild des Grafen Niclas zu Salm auf der Elisabethbrücke erinnert an die erste Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1529 nur noch das in der Votivkirche aufgestellte Grabdenkmal dieses ruhmgekrönten Verteidigers unserer Stadt gegen Soliman. Es bleibt für alle Zeiten ein großes Verdienst des Altertums-Vereines, dass er das nahezu verschollene Salm-Denkmal nach Wien zurückbrachte. Er konnte sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen nicht besser feiern als durch diesen in gleicher Weise patriotischen wie pietätvollen Art, patriotisch, weil dadurch eines der wichtigsten Ereignisse der vaterländischen Geschichte in steter Erinnerung gehalten bleibt, und pietätvoll, weil damit den Manen eines um Wien hoch verdienten Helden das ihnen geweihte Denkmal gleichsam zurück gegeben wurde.

Kaiser Ferdinand I., ließ dasselbe seinem viel bewährten Feldherrn errichten. Es stand einst vor dem Hochaltar in der Chorherrenkirche zu St. Dorothea in Wien, wo die Grafen von Salm-Neuburg ihre Familiengruft hatten. In Folge der Klosteraufhebung wurde die Dorotheakirche im April 1787 geschlossen, entweiht und dem Versatzamt als Magazin zugewiesen. Das Salm Denkmal wurde abgetragen und an einen Steinmetz verkauft. Vor der völligen Zerstörung wurde es durch die Verwendung des Grafen Franz Anton von Khevenhüller und des Fürstbischof zu Gurk, Altgrafen Franz von Salm-Reifferscheidt gerettet. Karl Josef Fürst zu Salm- Reifferscheidt ließ es nach Raitz in Mähren bringen. Der Denkstein wurde in der dort befindlichen Schlosskapelle aufgestellt, die Tumba gegen weitere Beschädigungen aufbewahrt.

Als der Altertums-Verein im Jahr 1879 den Beschluss fasste, zur Feier seines 25 jährigen Bestehens das Salm Denkmal nach Wien zurück zu bringen, wurde dieser Gedanke von allen Seiten mit lebhafter Befriedigung begrüßt. Dem Verein wurde bei der Realisierung dieses Beschlusses die tatkräftigste und wohl wollender Unterstützung zu Teil; die Bemühungen desselben fanden durch die Teilnahme, welche dem nach Wien zurück gebrachten Monument aus den weitesten Kreisen zugewendet wurde, die lohnendste Anerkennung. Als im Jahr 1879 die einzelnen Werkstücke des aus Raitz in Mähren zurück gebrachten Salm Denkmals noch in der damals bestandenen Arbeitshütte nächst der Votivkirche deponiert waren, wurden über die Frage, ob sich aus denselben das Monument in seiner einstigen Integrität werde wieder herstellen lassen, mehrfach Zweifel und Sorgen geäußert. Nur der großen Sorgfalt der mit der Aufstellung betrauten Künstler und Werkleute war das vollständige Gelingen des Unternehmens zu verdanken.

In der Geschichte von Wien ergänzen sich wechselseitig beide Monumente. Jenes im Stephansdom wird erzählen von der ruhmreichen Verteidigung Wiens im Jahr 1683, das Denkmal in der Votivkirche ist gewidmet dem Verteidiger unserer Stadt im Jahr 1529. Oben wurden die verschiedenen Schicksale erwähnt, welche das Salm-Denkmal durchmachte und wie es nur durch Zufall vor der gänzlichen Vernichtung gerettet wurde. Auf seinem damaligen Standort dürfte es endlich eine bleibende Stätte gefunden haben, denn es steht nunmehr unter dem Schutz des Wissens, der Vaterlandsliebe und der pietätvollen Erinnerung Aller.

QUELLE: Wiener Geschichtsblätter ÖNB

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