PERLENZAUBER#

Geschmeide
Perlen Foto: Graupp

Unter den Kostbarkeiten der Edelsteine leuchtet das geheimnisvolle Wunder aus den Untiefen des Meeres, geborgen, nun den Glanz ihrer Schönheit entfalten zu können: Die Perle. Welch ein Zauber geht von diesem zarten Kleinod aus, ein Meisterstück der Natur. Das kostbare Naturprodukt kannte man bereits in der Antike und wurde in einem solchen Überfluss in der Umgebung des Persischen Golf gewonnen. Im Morgenblatt 1813 wird berichtet: „Lange hielt man die Insel Bahrain, an der Küste von Arabien, für das reichste Perlenland; heutzutage aber macht ihr die Insel Carrac den Vorzug streitig. Überhaupt erstreckt sich der Perlenfang über die ganze Länge der arabischen, und über einen großen Teil der persischen Küsten. Auf diesen letzten sind Bardistan, Nabon und Bushrad die berühmtesten Plätze dafür, und in der Regel wird es längs des ganzen Golfes für ausgemacht angesehen, wo sich nur eine Sandbank findet, auch Perlen.Muscheln vorhanden sein müssen. Obgleich der Perlenfang noch heutzutage eben so einträglich ist, wie ehemals, so wird er dennoch, seitdem die Engländer ihren Markt an die Küsten von Ägypten hinüber versetzt haben, mit ungleich weniger Tätigkeit betrieben. Immerhin aber sind und bleiben die persischen Perlen, so wenig auch dieselben im Lande selbst gekauft werden, gesucht. Der Mittelpunkt ist Maskat, von dort der größte Teil der Ware nach Surat ausgeführt wird.

Es gibt zwei Arten von Perlen, gelbe und weiße. Die Weißen werden über Bagdad und Basra nach Klein Asien, und von da nach Europa versandt. Von diesen bleibt ein großer Teil, als Schmuck für die Sultaninnen des Serails zu Konstantinopel, zurück. Mit den ceplanen Perlen ist es oft der Fall, dass sie sich schälen; die des persischen Golfes hingegen sind hart, wie die Felsen, auf die sie erzeugt werden.

Noch vor zwanzig Jahren ward der Perlenfang von den verschiedenen Chefs längs der Küste verpachtet. So hatten sich z. B., die Scheich von Bahrain und El Katif einer gewissen Strecke von Perlenbänken bemächtigt, und jeder, der fischen wollte, musste ihnen eine gewisse Abgabe entrichten.“

Bahrain heute: Es wird noch immer nach Perlen getaucht. In der Antike besaß die Insel das Monopol auf die Süßwasser Perlen, nachdem im 16. Jahrhundert v. Chr., der Handel mit Indien eingestellt wurde. Später wurden sie von Königreich Portugal besetzt. Die Blütezeit erlebt Bahrain zwischen 1850 und 1930. Wenn man Glück hat findet man die Al Dana Perle die eine seltene Größe aufweist. Vor Jahren wurden sie in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätte aufgenommen. Im Norden Bahrains befindet sich die weltgrößte Nekropole mit 160.000 Hügelgräber. Natürlich gibt es auch Erdöl. Der größte Konkurrent ist Japan mit seinen Zuchtperlen.

Geschmeide
Foto: Graupp

Bereits im Altertum wurden die Perlen zu den kostbarsten Schmuckgegenstände gezählt. Die Perle war als Schmuck- und Luxusgegenstand schon den ältesten Völkerschaften im Orient, in Indien und Persien, bei den Juden wie bei den Griechen bekannt. Das griechische Hellas nannte die Perle Margarita oder Unio, diese Bezeichnung übernahm auch Rom. Nach dem Fall Alexandrien gab es einen wahren Segen von Perlengeriesel und überschwemmte das römische Weltreich.

Nachdem immer mehr Nachfrage nach dem schimmernden Geschmeide stieg der Preis rasant.

Kleopatra, die verschwenderische und Pracht liebende Königin Ägypten, konnte dem Dämon Perle ebenfalls nicht widerstehen, trank bei einem Fest Antonius, auf das Wohl des Besiegten ein mit Wein gefüllten Becher indem sie eine Perle fallen ließ und den Inhalt austrank. Die Perle hatte einen Wert von 1,500.000 Francs. Zwei weitere bekannten Perlen der Kleopatra wurden auf 1,600.000 Dollar geschätzt.

Julius Cäsar schenkte der Mutter von Brutus eine Perle welche 1,100.000 Frcs. kostete

Der Schah von Persien hatte einen Rosenkranz, in welchen jede Perle eine Größe einer Haselnuss hatte und einen unschätzbaren Wert darstellte.

Die größten Juwelenschwärmer und -besitzer ihrer Zeit waren Philipp der Gute und Karl der Kühne.

Maria von Medici Rock den sie bei der Taufe ihres Sohnes trug, war mit Juwelen und 32.000 Perlen geschmückt.

Eine unvergleichliche Perle, die aus Amerika stammte, war die Peregrina und gehörte Philipp II., von Spanien. Elizabeth Taylor war zuletzt Besitzerin der Peregrina.

All die Königinnen auf den diversen Thronen brachte die Pracht der Perle kein Glück. Ob es Maria Stuart war, deren Juwelen auf Elisabeth I., übergingen, oder Marie Antoinette, deren Schmuck wieder Eugenie erfreuen sollte. Kaiserin Charlotte von Mexiko dämmerte lange dahin bis sie der Tod erlöste.

Perle
Kaiserin Elisabeth

Bei der Weltausstellung 1868 ließ die Königin von England prachtvolle Schätze herrlicher Perlen ausstellen. Napoleon III., verfügte ebenfalls über eine Sammlung von 408 feinen Perlen, jede davon wog 16 Grain.

Baronin von Rothschild gleichfalls über einen Perlenschatz zu verfügen hatte unter diesen zwei Perlen in rosiger Farbe. Sie waren einander vollkommen gleich, an Nuance und an Facon, die einer regelmäßig geformten Birne ähnlich waren und auf 40.000 Francs geschätzt wurden.

Nicht nur das Innere der Muschel war heiß begehrt, auch mit den Schalen der leeren Muschel wusste man etwas anzufangen. Sie wurden in neuer Zeit, weil Perlmutter Zierrat besonders in der Mode sehr beliebt wurde, stiegen auch die Preise. In den Jahren 1848 bis 1856 kamen von den Sulu-Inseln 827.300 engl. Pfd., nach Europa, deren Preis wie üblich von 8 Dollar auf 28 Dollar für das Pecul (sogar 140 engl. Pfd) gestiegen war. In den Jahren 1853 bis 1855 war der Durchschnittspreis eines Zoll Zentners in Hamburg 9 Taler 16 Silbergroschen.

.Die Perleneinfuhr nach Europa war beträchtlich, obgleich nach Asien noch größere Mengen verkauft wurden. Von 1837 bis 1855 war die geringste Ziffer der jährlichen Einfuhr in Frankreich 310.400 Franken, die größte dagegen 2,433.000 Fr. In England wurden 1853, 1854 und 1855 für 132.212 Pfd. Sterling Perlen eingeführt. Paris war nun der hauptsächliche Perlenmarkt Europas; für Deutschland war es Leipzig. Natürlich verschwindet dagegen der Ertrag der Flussperlenfischerei. In Sachsen war der durchschnittliche Jahresvertrag von 1730 bis 1804 135 Tbir. (152 Perlen) von 1805 bis 1825 102 Tblr., (122 Stück Perlen) usw. Wie zu bemerken, waren die Perlen im Abnehmen.

Im Grünen Gewölbe zu Dresden befinden sich einige Schnüre von Elster Perlen, welche den daneben liegenden orientalischen wenig nachstehen. Die Herzogin von Sachsen-Zeiß besaß einen vaterländischen Perlenschmuck welcher einen Wert von 40.000 Tblrn hatte. Doch verschwinden diese Werte gegen die Perlenwunder des Meeres. Die größte Perle, welche Tavernier auf seinen vierzigjährigen Reisen durch die Türkei, Persien und Indien bei dem König von Persien fand, war 35 Millimeter lang und 27 Millimeter breit, also etwa eirund und kostete 128.000 Tblr.

Die schönste Perlenkette soll angeblich die italienische Königin Margherita besitzen. Aber die außergewöhnlichsten Perlen der Welt befinden sich in dem Besitz des Maharadschas von Barada und Kaschmir.

Der Wert der Perlen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wichtig die Größe, Lüster Form, Farbe und das Gewicht, Grain genannt. Eine Perle die über 30 Grain wiegt, kostet über 10.000 Dollar.

Im Jahr 1833 waren 125 Boote mit je 10 Tauchern die sich zu 5 ablösten also mit zusammen 1250 Taucher in der Meerenge von Ceylon beschäftigt. Berechnet man den Durchschnitt dass 150 Boote in 20 Tagen dem Meeresgrund 60 Millionen Muscheln entreißen, wobei jeder Taucher durchschnittlich 40 bis 50 Mal täglich taucht und 1000 bis 4000 Muscheln hochbringt, nachdem er die Byssus Fäden zerrissen hat mit dem sich die Muschel am Meeresgrund festhält..

Auf der großen Industrieausstellung in London im Jahr 1854 hatte ein gewisser A. Hope eine riesengroße Perle von 450 Grain ausgestellt, deren Länge 2 Zoll und deren Umfang 4 ½ englische Zoll betrug.

1930 erregte ein Diebstahl großes Aufsehen: In den Morgenstunden des 9. Juli 1930 wurde im Hotel Imperial in Karlsbad ein verwegener Einbruch verübt. Ein Fassadenkletterer drang in die Räumlichkeiten der Frau Klara Hyman aus Chikago und entwendete ein Perlenkollier, bestehend aus 91 großen echten Perlen im Wert von mehr als 92.000 Dollar und einen Platinring mit großen und keinen Brillanten im Wert von mehr als 4.500 Dollar. Der Lärum, den der Dieb verursachte, weckte einen im Nebenzimmer wohnenden Hotelgast aus Wien, der noch sah, wie sich der Dieb auf das Fenstersims schwang. Die Polizei hat bereits alle ausländischen Polizeibehörden verständigt. Bemerkenswert ist, dass och vor wenigen Tagen der Wachtdienst im Hotel von der Polizei offiziell versehen wurde und dass vor drei Tagen dieser Dienst von dem Hotel abbestellt und ein privater Überwachungsdienst eingerichtet wurde. Die Polizei verfolgt bereits eine bestimmte Spur gegen eine rumänische Einbrecherbande. Die Besitzerin ist gegen Diebstahl nur mit 60 Prozent bei amerikanischen Versicherungsgesellschaften versichert und hatte den Verlust bereits gemeldet.

Die einstigen Generationen würden sich wundern, dass die Perle, die sie so begehrenswert fanden, den Reiz in der Gegenwart fast verloren, ja sie sogar als bieder, als Inbegriff bürgerlichen Spießertums abgetan und sie fast dem Untergang geweiht war. Schade, dass man die schimmernde Schönheit des Meeres so lange verschmäht hatte.

Doch es zeigen sich Anzeichen von einer Wiedergeburt, jedoch im neuen Design, modisch, erschwinglich und begehrt wie selten zuvor, bleibt sie wie stets ein Symbol für Schönheit, Eleganz und Luxus der Schatz aus den Tiefen des Meeres.

Quelle: Verschiedenen Zeitungsartikeln der ÖNB, Bilder: I.Ch. Graupp

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