MATSCHAKERHOF#

Gasthof
Matschakerhof, Postkarte

Wie die Arbeiter Zeitung im November 1932 meldete wütete erst am Samstag im Matschakerhof in der Spiegelgasse im Keller ein gefährlicher Brand ist nun am Sonntag früh ein Dachfeuer ausgebrochen, dem drei Viertel des Dachstuhls zum Opfer gefallen sind. Nur dem umsichtigen Eingreifen der städtischen Feuerwehr, die mit großem Schwierigkeiten infolge der starken Verqualmung zu kämpfen hatte, ist es zu danken, dass in dem eng verbauten Teil der Dächer der Nachbarhäuser unversehrt geblieben sind.

Über dem vierten Stockwerk des Matschakerhofes der der landschaftlichen Genossenschaft Agroterra gehört, befinden sich noch einige Dachzimmer. Sonntag gegen 5 Uhr 30 am Morgen verspürte der Sohn des Hausbesorgers, der in einem Dachzimmer wohnt, Brandgeruch, den er zuerst auf das Kellerfeuer am Samstag zurückführte. Er hörte dann aber ein verdächtiges Knistern und Krachen im Gebälk. Er sprang auf. Als er in den Dachboden kam, sah er bereits Flammen aufzüngeln. Er verständigte die Feuerwehr: diese hat auch einige Minuten später vom Türmer von St . Stephan die Meldung erhalten, dass aus dem Dache des Hauses Flammen emporschlagen.

Der erste Löschtrain der Feuerwehr fand bereits das fünfstöckige Haus Spiegelgasse 3 und das Haus Seilergasse 4 gefährdet vor. Auf die Meldung „Großfeuer“ rückten sofort unter Kommando des Branddirektors Ingenieur Wagner 14 Löschgeräte aus.

Von den Nachbarhäusern wurden Schlauchlinien zum Brandherd geführt.

Im Matschakerhof selbst wurden mühsam Schlauchlinien gezogen, was um so beschwerlicher war, als das Stiegenhaus im Dachstuhl selbst keine Fortsetzung hat; durch schmale Gänge und Winkelwerk mussten sich die mit Rauchmasken versehenen Feuerwehrleute gegen den im Ausmaß von vierhundert Quadratmeter in hellen Flammen stehenden Dachstuhl vorarbeiten. Durch die niedergehenden Balken und platzenden Glasscheiben erlitten vier Feuerwehrleute während der Löschaktion mehrfache Schnitt Verletzungen.

Bei den eisigen Morgentemperatur war die Feuerwehrmannschaft auch dadurch gefährdet, dass sich an Stellen, die vom Brand weiter entfernt waren, das Wasser mit einer Eiskruste überzog und glatte Flächen auf dem Dach erzeugte, die nur mühsam zu passieren waren. Nach einer halbstündigen, ungemein gefahrvollen Arbeit hatte die Feuerwehr den Brand eingedämmt. Etwa drei Viertel des Dachstuhls waren ein Raub der Flammen geworden. Um 8 Uhr 30 zog sich die Feuerwehr zurück nur eine Brandwache blieb zurück.

Wie der Branddirektor bei seiner Untersuchung feststellte war der Dunstschlauch aus der Küche, der am Dachboden endete, der Brandverursacher.

In der Inneren Stadt hat fast jedes Haus eine Geschichte, die bis in die älteste Zeit zurückreicht. Beim Wechsel von Besitzern kann oft eine Geschichte verloren gehen.

Bei dem Matschakerhof trifft jedoch der häufig geltende Satz, dass der Enkel dem Großvater nichts mehr wisse, nicht zu. Den Matschakerhof kann durch erhaltene Dokumente über mehrere Jahrhunderte verfolgt werden.

Der Matschakerhof reicht noch in die Zeit zurück, da die Häuser in Wien durch Hausschilder oder besondere Begegnungen gekennzeichnet waren. Bereits zur Zeit als Mathias Corvinus Wien belagerte, war der Matschakerhof ein Gasthof und ein Treffpunkt der ankommenden Ungarn die sich mit den Worten ma csak zu erkennen gaben. Doch das ist nur eine Fabel, denn ein Besitzer des Gasthofes hieß Matschacher und daraus wurde durch missbräuchliche Aussprache eben Matschaker

Matschakerhof
Besitzer

Die Namen der ältesten Eigentümer des Hauses sind aus dem Grundbuch zu entnehmen das im Schottenstift aufbewahrt ist. 1476 scheint Christoph Schad von Lengenfeld als Besitzer auf; 1493 ist bereits Hanns Matschacher hintern Neumarkt im Rosengeßlein wie die Seilergasse damals genannt wurde, erwähnt. Die Matschacher waren ein Kärntner Adelsgeschlecht das bis Anfang des 14. Jahrhunderts . Später hatten sie auch im Waldviertel Besitzungen. Die erste Beziehung der Familie zu Wien stellt Bernhard Matschacher, der als Edelknabe Kaiser Friedrich III., mit diesem in der Burg eingeschlossen war, als sie 1462 von den Wienern belagert wurde. Durch die Heirat der Tochter des letzten Matschacher, Hans von Matschacher, mit Bernhard Jörger zu Roith, Schärnstein und Neydharting kam auch der Matschakerhof an die protestantische Familie Jörger. Im Jahr 1620 wurde das Haus verkauft. Die Familie Jörger hatte wie andere protestantische Stände die Huldigung dem Kaiser Friedrich III., verweigert und als Rebellen erklärt und ihre Güter eingezogen, von welchen sie nach ihrer Begnadigung wenig zurück bekamen.

Matschakerhof
Küche
Matschakerhof
Speisesaal

Der Matschakerhof ging durch Kauf in den Besitz des Freiherrn Johann Baptist von Werdenberg, geheimen Rates und Kanzlers Ferdinand II., über, der ihn jedoch nicht lange behielt, denn schon 1624 überließ er ihn den Franziskanern in Wien, bis ins Jahr 1697 der damalige Benefiziat Ludwig Czechiel Vogel, insulierter Propst zu Eisgarn ihn mit obriger Bewilligung dem bürgerlichen Gastgeber in Wien Georg Grimb verkaufte. Nach dessen Tod, der inzwischen Mitglied des äußeren Rates der Stadt Wien geworden war, fiel das Haus an seine minderjährigen Kinder und wurde von dem Stadtmagistrat als Vormundschaftsbehörde derselben 1711 an Thomas Zieglmayer, der auch bürgerlicher Gastgeber und Mitglied des äußeren Rateswar, um 20.000 Gulden verkauft. Bei der Familie desselben sollte das Haus nun durch fast hundert Jahren bleiben. Um 1796 vorübergehend im Besitz des Magistratsrates Carl Theodor Wilhelm, kam der Matschakerhof am 1. Oktober 1801 an die Familie Mayreder.

Der neue Eigentümer des alt Wiener Gasthofs Leopold Mayreder, dessen Nachkommen in unserer Stadt heimisch werden sollten, war selbst kein Wiener, sondern stammte aus Eferding in Oberösterreich, in Linz heiratete er die Witwe des Goldenen Löwen, der ein ansehnlicher Gasthof war der zweimal von Kaiser Josef II., besucht wurde. Sie brachte zwei Töchter mit in die Ehe. Mayreder führte den Gasthof weiter, wollte aber immer nach Wien. Als sein Sohn alt genug war überließ er ihm den Gasthof in Linz und reiste nach Wien, wo er in zweiter Ehe mit Katharina Haradauer vermählt war. 1820 erlangte er das Bürgerrecht. 1823 verkaufte er den Matschakerhof an seinen Sohn mit Kontrakt vom 8. November von 50.000 Gulden.

Familienbild
Eltern Franz Joseph

Johann Leopold Mayeder, der in Linz den Goldenen Löwen inne hatte heiratete in Straß in Niederösterreich wo sein Vater Weingärten und Kellereien besaß die Bäckerstochter Rosalia Kaiser. Er blieb in Linz, in Wien führte seine Stiefschwester den Matschakerhof . Während seiner Zeit stiegen zweimal jährlich auf der Fahrt nach Ischl Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie mit zwei ihrer Söhne im Gasthof zum Goldenen Löwen in Linz ab und Rosalia Mayreder sandte während dieser Zeit eine Linzer Torte an den kaiserlichen Hof. Nach Erlangung des Bürgerrechts und Personalgerechtigkeit 1826 führte er den Matschakerhof eine Zeitlang selbst, später wurde er wieder verpachtet.

Da der Matschakerhof nicht mehr der Zeit entsprach wurde er in den Jahren 1844 bis 1845 durch den Architekten Grünauer und dem Stadtbaumeister Leopold Mayer umgebaut. Das neue Haus erregte durch seine zweckmäßige Einrichtung Aufsehen. Das Hotel Wandl das fünf Jahre früher errichtet worden war, waren nun die einzigen Hotels.

Der Matschakerhof musste abermals umgebaut werden, denn Wagenremisen und Stallungen wurden überflüssig. Bahn, Schiff brachten die Reisenden nun nach Wien.

Der älteste Sohn Leopold Mayreder übernahm nun den Matschakerhof. 1852 und sollte diesen nun über 40 Jahre führen. Der Linzer Gasthof wurde verkauft. 1853 heiratete er Henriette Rettmeyer mit der er 12 Kinder hatte, einige von ihnen starben. Rettmeyers Vater hatte mit seinem Bruder in Klosterneuburg eine Zuckerbäckerei eröffnet.

Von der Billigkeit der Speisen zeugt eine Speisekarte aus dem Jahr 1745 da hatten sieben Speisen zusammen 27 Kreuzer gekostet, aber man konnte noch billiger speisen, nur vier Speisen zusammen kosteten 7 Kreuzer.

Anfang der siebziger Jahre erfuhr die Restauration im Matschakerhof eine wesentliche Vergrößerung. Ein unscheinbarer jedoch berühmter Gast nahm häufig hier sein Mittagmahl ein, Franz Grillparzer. Als Erinnerung an ihn ist in dem Raum eine Büste mit bezüglicher Inschrift aufgestellt. Auch der Sohn des Eisernen Kanzlers, Herbert von Bismarck wurde hier als Gast begrüßt.

Diese, das Hotel Matschakerhof von jeher ausgezeichnete, den Gästen das traute Heim ersetzende Behaglichkeit noch erhöht und in jedem Detail ausgestaltet zu haben, ist das große Verdienst der gegenwärtigen Besitzer des Hotels, der zweitältesten Tochter Charlotte des im Jahr 1892 verstorbenen Herrn Leopold Mayreder und ihres Gemahls Herrn Max von Welt in. Bereits während der Krankheit des Vaters hatte sie sich der Küche angenommen, dann der Buchhaltung bis sie nun das gesamte Hotel leitet. Als Unterstützung helfen ihr die Brüder. Außerdem hatte sie Adaptierungen vornehmen lassen, die bereits sehr notwendig waren. In Küche und Keller wurden außerdem Umbauten vorgenommen und ein amerikanischer Eiskeller angelegt. Das Gastzimmer erweitert und hat nun einen direkten Zugang von der Straße. Ein Stiegen Foyer wurde hergestellt, sowie ein Lesezimmer und Personenaufzug, eine Warmwasserleitung, elektrisches Licht eingeleitet und alle Räumlichkeiten neu möbliert.

Aus dem einfachen Einkehrgasthaus wurde ein den heutigen Anforderungen (1906) entsprechendes modernes Hotel.

1929 waren Andreas und Poldi Schauer Inhaber der Gaststuben im Matschakerhof. Die damalige Einrichtung war sehr bäuerlich und unpassend. Am 1. Februar 1960 wurde der Gastbetrieb aufgelassen.

QUELLE: Österr.Kunst 1935 H 11 S 18, Wiener Mointags Zeitung 17. Mai 1909, S 6, Sport und Salon 10. Juni 1905, S 17, Bilder, Interessante Blatt 25. April 1929, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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