LUDWIG STEUB#

Schriftsteller
Ludwig Steub,Alpenfreund

1888: Sein ehrenvoller Name ist nicht nur in der Welt der Schriftsteller zu finden, sondern bedeutet für das Land Tirol, das ihn längst mit der Zaubermacht seiner landschaftlichen Reize gefangen genommen, in Liebe treu ergeben bis zu seinem Ende am 16. März 1888.

Ludwig Steub wurde am 20. Februar 1812 zu Aichach in Oberbayern geboren. Vater und Mutter stammten aus Ravensburg, der ehemals freien Reichsstadt in Oberschwaben. Und doch gab es eine Beziehung zu Österreich, denn sein Großvater und Urgroßvater waren Kupferschmiede gewesen. Letzterer stammte aus Schruns im Montafon und war einst nach Schwaben ausgewandert. Das Geschlecht, dem Ludwig Steub entstammt, ist uralt und kommt noch im Montafon vor. Steubs Vater wollte sich eigentlich dem Lehrfach widmen, trat aber, als Rabensburg bayerisch wurde, in den Staatsdienst ein.

Im Jahr 1822 zogen die Eltern nach Augsburg und später nach München, Dort konnte Ludwig wenigstens die Lateinschule besuchen.

Bereits im Gymnasium entwickelte sich die Vorliebe für Griechenland. mit vierzehn Jahren hatte er die „Ilias“ und die „Odysee“ vollständig inhaliert. Nebenbei begeisterte er sich für moderne Sprachen und war eifrig dahinter und so verständigte er sich alsbald in englisch, französisch, italienisch, spanisch und portugiesisch. Die Ferien benutzte er wiederum zu Fußreisen, und so war er schon in jungen Jahren am Bodensee angekommen, doch es ging weiter zum Rheinfall in die Schweiz und nach Tirol

Bevor der Jüngling eine derartige Wanderreise antrat, studierte er die gesamte Literatur die es über jenes Gebiet, das er besuchen wollte, zu finden war. Dass so ein Unternehmen nicht billig und er daher so sparsam wie möglich sein musste., war verständlich. So kam ihm eine 25 tätige Tour in die Schweiz auf dreißig Gulden. Und so kannte er mit seinen gerade 20 Jahren die gesamten Österreichischen und Schweizer Alpen die er zu Fuß durchwandert hatte und deren gigantische Schönheit schon immer gelockt haben. Denn um das Jahr 1830 gab es noch lange keine Alpenbahnen.

Nachdem das Gymnasium überstanden war, bezog Steub die Universität in München. Er, der schon viel erlebte und daher eine andere Sicht der Dinge hatte, langweilte sich bei den meisten Vorlesungen, nur Philologie fand er noch interessant. Die Wallersteinsche Verordnung, die als Lehrer in den höheren Schulen Bayerns nur noch Geistliche zuließ, verdüsterten seinen Lieblingsgegenstand Philologie derart, das er zur Jurisprudenz überwechselte.

Was, wollte er nun eigentlich werden? So trachtete er eine Advokatenstelle zu erlangen. Am 18. November 1833 war auch das Examen glücklich bestanden und er trat als Praktikant beim Landgericht in München ein, die Prozesse allerdings erregten nicht so sehr sein Interesse, denn mit seinen Gedanken weilte er im schönen Griechenland.

Als nun Prinz Otto von Bayern nach Griechenland zog, um dort König der Hellenen zu werden, war es um Ludwig Steub geschehen. Er nahm die Stelle eines Sekretärs des Grafen von Armansperg an und reiste im März 1834 über Venedig und Triest nach Nauplia. Sogleich befasste er sich in Griechenland mit ethnographischen und sprachlichen Studien, überraschender Weise kehrte er bereits nach zwei Jahren über Rom. Florenz und Venedig nach Deutschland zurück.

Griechenland, das einst sein Traumland war, enttäuschte ihn, sah für seine Zukunft keinerlei befriedigende Aussichten, und wählte abermals den Dienst der Gerechtigkeit, um Rechtsanwalt zu werden. Er verfolgte zwar die geschichtlichen Fächer der Rechtsgelehrsamkeit. römische und deutsche Staats- und Rechtsgeschichte, doch er konnte dem allem nichts abgewinnen. Ein kurzer Lichtblick eröffnete sich ihm als die Rede davon war, dass er in die Redaktion der damals äußerst bedeutenden und größten deutschen Blattes, der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, eintreten sollte. 1845 wurde Steub zum Rechtsanwalt, 1863 zum königlichen Notar ernannt; 1880 trat er in den Ruhestand. War diese Laufbahn ohne irgendwelche Höhepunkte verlaufen, sie bot ihm zwar ein sicheres Einkommen mit einem sorgenfreien Leben, aber sonst nichts.

Es drängte ihn zur Literatur „Bücher zu schreiben und gelesen zu werden oder, wenn ich mich edler und vornehmer ausdrücken darf, der Literatur oder gar der Poesie zu leben, das war ein Wunsch, der in meinem Herzen schon früh aufstand“ schrieb Steub selbst.

Kaum aus Griechenland zurück, begann der 24jährige seine griechischen Erinnerungen zusammen zustellen, seine Heimreise, um über Athen und Korfu zu schildern, Die Sache war ihm derart wichtig, dass er nicht nur Monate, sondern Jahre damit verbrachte. Als dann das Buch 1841 erschien, erwartete er einen durchschlagenden Erfolg, doch dieser blieb aus, und das Buch war bald verschollen.

Der Plan eines Verlegers zu Karlsruhe kam Steub in jenen Tagen sehr gelegen. Es sollte ein Werk herausgegeben werden, betitelt: „Deutschland im neunzehnten Jahrhundert“, dazu wurden verschiedene Schriftsteller aufgeboten, welche die ihnen zugeteilten Landschaften hinsichtlich des Lebens und der Sitten der Bewohner wie der Stufe, worauf Wissenschaft, Kunst und Gewerbe stehen, in Form einer Reisebeschreibung oder anderen zusagenden Darstellungsweise. Als nun in Karlsruhe die deutschen Länder verteilt wurden, , als z. B. Anastasius Grün die grüne Steiermark erhielt, fiel Steub die gefürstete Grafschaft Tirol und das Land Vorarlberg zu, ein Los, das ihm sehr beneidenswert schien, denn die blauen Zinken der Alpen hatten ja seine Sehnsucht geweckt von Jugend an und er empfand es als großes Glück, sich jetzt nochmals mit den Felsgiganten zu beschäftigen.

Als Dreißigjähriger zog er im Sommer 1842 in das „Bayerlands Gebirge, in die Alpen Tirols“ In München informierte er sich über Tirol, seinen Notizvorrat, den er bei seinen diversen Wanderungen gesammelt hatte, kam ihm nun zugute. Als erste Probe aus seiner Wandermappe erschien in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ vom 28. und 29. Juni 1843 eine Schilderung des Bregenzerwaldes.

Schöner und treffender hat vor und nach Steub niemand über den Bregenzerwald geschrieben. Die frischen, unvergänglichen Schilderungen, die diesem ersten Versuch folgten, wurden von den Lesern der „Allgemeinen Zeitung“ mit Freuden begrüßt. Wie diese Aufsätze wirkten, erzählt Eduard Richter in einem Nachruf den er Steub gewidmet hat: „Ich erinnere mich genau, welches Fest uns jeder neue Artikel mit der Chiffre L. St, war, da wir als Studenten regelmäßige Leser der „Allgemeinen Zeitung“ wurden, lange bevor wir den Namen kannten, der sich so verbarg. Mit dem behaglichsten Humor, mit der genauesten Kenntnis von Land und Leuten sind die anmutigsten Bilder gezeichnet.....“

Diese Schilderungen Steubs in der „Allgemeinen Zeitung“ waren von nachhaltiger und einschneidender Wirkung. Tausende folgten nun den Lockrufen Steubs und verlebten ihre Ferien nicht mehr in der Schweiz, sondern suchten die unbekannten Gaue der Ostalpen, so dass man Steub mit Recht den „Pfadfinder Tirols“ genannt hat.

Als der Verleger in Karlsruhe sein Plan fallen ließ, bekam Steub von anderer Seite die Aufforderung die begonnene Aufgabe zu vollenden und so erschien 1846 in München sein bekanntestes Werk, die berühmten „Drei Sommer in Tirol“. Der Inhalt dieses Buches ist in seiner Art unübertrefflich, er ist unterhaltend, humorvoll und geistreich und voll Farbenpracht. Bemerkenswert wie er alles meisterhaft schildert, ob Hochzeiten, Kirchweihen, das Bauernleben, die Landschaft und Täler, sowie Schlösser und Burgen. Der ganze Zauber seiner eigenartigen Persönlichkeit wird hier wach und nimmt einem gefangen.

Es folgen die „Rhätische Ethnologie“. Literarisch hatte Steub noch anderes zu bieten. Schon als Landesgerichtspraktikant hatte er 1841 seine Novelle „Der Staatsdienstaspirant“ geschrieben, die das leere , geistlose Leben dieses Berufes schildert. Auch in dieser Hinsicht war er sehr emsig, und schrieb über verschiedene Themen. Seine besten Freunde Felix Dahn und Viktor Scheffel eilten von Erfolg zu Erfolg, seine Werke fanden hingegen nicht diese Verbreitung die sie eigentlich verdient hätten und es hatte den Anschein als würden seine Dichtungen bald in den Strom des Vergessens geraten.

Nicht zu vergessen, sein Eintreten für das bedrängte Deutschtum in Tirol und in der Allgemeinen Zeitung auf die Gefahren hingewiesen, in der sich einzelne deutsche Gemeinden in Südtirol befinden und ganz Deutschland zu deren Beistand aufgerufen. Das geschah lange bevor endlich der Deutsche Schulverein zur Erhaltung der deutschen Schulen gegründet wurde.

Ludwig Steub starb am 16. März 1888 in München an Altersschwäche.

QUELLEN: Alpenfreund 1896 Bild Titelseite, Innsbrucker Nachrichten 27. März 1888, S 5,Gebirgsfreund 1913, März, S 12, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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