KONFISZIERT#

Park
Schloss Schönbrunn

Das Schloss Schönbrunn war nicht nur die Krönung der Barockkunst, sondern zählte zu den populärsten Bauwerken, und galt als Wahrzeichen dieser einstigen Residenzstadt. Doch plötzlich 1918 gelangte die Republik in den Besitz von Schloss Schönbrunn. Jetzt dämmerte ihnen allmählich welche Schwierigkeiten damit verbunden waren. Es sollte einerseits als Ganzes erhalten bleiben aber doch etwas Nützlichem zugeführt werden, denn sonst würden die Erhaltungskosten zu kostspielig werden.

Das Hauptgebäude mit seinem Hauptgeschoß, die Fluchten von Sälen und Räumlichkeiten, die mit ihrer großteils, ursprünglichen Einrichtung zu den hervorragendsten baukünstlerischen Schöpfungen der Welt gehören. Diese wohlgestalteten Räume konnte man unmöglich umgestalten und zweckentfremdend einer Verwendung zuführen. Die historischen Räumen mussten so bleiben wie sie waren. Diese künstlerisch bemerkenswerten Säle und Zimmer wären an sich bereits museal zu verwenden ohne irgendeine Veränderung vornehmen zu müssen. Unter Führung eines Aufsehers, gegen eine Eintrittsgebühr könnte das historische Interieur zugänglich gemacht werden.

Die vom Kaiser zuletzt bewohnten Räume, durfte man nicht miteinbeziehen.weil sie durch Restaurierung in ihrem Charakter zerstört waren.

Im zweiten Stock des Schlosses befanden sich zahlreiche Appartements, die bisher zu Wohnzwecken gedient hatten. Ihre Einrichtung gehörte gleichfalls der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an, waren jedoch in einem ländlichen einfachen Stil gehalten, die nicht erhaltungswürdig waren. Man konnte sie weder für Wohnungen noch für andere humanitäre Zwecke verwenden. Ein solcher Gebrauch des Oberstockes wäre für das Hauptgeschoß äußerst schädlich., es bot sich ebenfalls nur als Museum an. Man plante bereits obwohl man noch keine Übersicht über den verbleibenden Kulturbesitz, noch über die Organisation des künftigen Museal Wesens hatte. So dachte man an eine Porträtgalerie, wie es in den anderen Ländern üblich war. Nachahmen, weil man keine eigenen Ideen hatte!! Aus den kaiserlichen Schlössern und aus ärarischen Gebäuden aller Art, deren Verwendung nun eine andere werden wird, werfen sehr viele Porträts zusammenkommen, deren Zerstreuung bedauerlich wäre. Einerseits liegen hier nicht unbeträchtliche künstlerische Werte vor, anderseits haben solche Bilder eine kulturgeschichtliche Bedeutung und als Darstellung jener Persönlichkeiten, die bisher Österreich regierten oder in seiner Geschichte an erster Stelle standen, daher von historischer Wichtigkeit. Aber man könnte es auch als Möbelmuseum gestalten, denn auch dafür wird aus allen kaiserlichen Gebäuden viel Mobiliar ausgesondert werden.

Schönbrunn
Bergl Zimmer
Schönbrunn
Roter Salon
Schönbrunn
Schlosstheater

Durch Beigabe anderer Bestände von privater Seite könnte eine überaus wertvolle Sammlung zustande kommen die bestimmt eine gewisse Anziehungskraft ausüben würde. Wohnkultur aus verschiedenen Epochen. Gut beleuchtete Räume wären vorhanden die beide Sammlungen aufnehmen könnten. So würde das Obergeschoß bestens genützt. Dadurch blieben diese wertvollen Objekte beisammen.

Noch eine andere wertvolle Sammlung die ihnen Kopfzerbrechen verursachte: Die, kostbaren Gobelins, wäre sehr notwendig zu erörtern.

Es handelte sich um eine Sammlung, die nach der des Prado die reichhaltigste der Welt ist.

Die Kostbarkeiten die bisher im Verborgenen einen Dornröschenschlaf hielten sollten auf alle Fälle ebenfalls der Öffentlichkeit präsentiert werden, somit würde Wien um eine Sehenswürdigkeit reicher sein. Weshalb dieser Schatz so im Verborgenen gehalten wurde, auf diese Idee kamen sie natürlich nicht. Stolz wollten sie alles an die Öffentlichkeit bringen und zeigen, als wäre das alles ihr eigener Besitz, nein, sie haben es ganz einfach an sich gerissen. Da es sich bei den Gobelins um zirka 1000 Stück handelte, in verschiedenen Größen gestaltete sich die Unterbringung etwas schwierig. In den oberen Räumen, die wegen geringer Höhe nicht in Frage kamen, könnten sie vielleicht einen Platz in den Korridoren des Hauptgeschosses finden, wo sie bereits anlässlich aller Festlichkeiten ausgestellt waren. So wollten sie selbst im Franz Joseph Appartements welche unterbringen.

Man stelle sich vor: Die Prunkräume von Schönbrunn, zusammen mit einer Porträt- und Möbelsammlung, eventuell um die Gobelins bereichert, würde das für Wien eine Sensation ergeben.

Zwei weitere Projekte, die Theater- und musikgeschichtliche-Sammlungen wollten sie verwirklichen, gerade in einer Stadt wie Wien und könnte ebenfalls im Schloss Schönbrunn untergebracht werden um auch zu verhindern, dass so manches Manuskript verloren geht .

Ein anderes Problem waren die Erdgeschoß Räume, die größtenteils mit dekorativen Wandmalereien des späten 18. Jahrhunderts ausgeschmückt, die überaus reizvoll und originell waren. Doch leider durch die Feuchtigkeit für Sammlungen unbrauchbar. Eventuell für Skulpturen verwendbar.

Wollte man das Hauptgebäude des Schlosses in dieser Form erhalten, so waren beträchtliche Geldmittel notwendig. Daher sollten weniger wichtige Teile des Schlosses darunter der sogenannte Kavalierstrakt, eine Verwendung zu humanitären Zwecken wie der Kinderpflege und Kinderfürsorge in Aussicht genommen werden. Doch die Baulichkeiten waren wie Prof. Clemens Pirquet feststellte, für Kinder ungeeignet, denn sie müssten erst einer Adaptierung unterzogen werden um eine Spital mäßige Verwendung zu erreichen. Aus gleichen Gründen war an eine Verwendung des Ehrenhofes als Kinderspielplatz nicht zu denken. Dafür würde sich bestimmt ein besserer Platz in diesem weitläufigen Parkgelände finden lassen der auch preisgünstiger sein würde. Der Kavalierstrakt sollte weiter zu Wohnzwecken Verwendung finden. Die Wohnparteien, wie auch die Inhaber der Amtswohnungen würden den Charakter der gesamten Anlage nicht beeinträchtigen.

Die Einnahmen der beiden Kavalierstrakte hatte der Hietzinger Hausherrenverein mit 80.000 Kronen beziffert. Rechnete man dazu noch den Ertrag des Hietzinger und des Meidlinger Stöckels, künstlerisch und historisch nicht weiter bedeutsam, würde sich ein jährlicher Beitrag von über 100.000 Kronen zu den Erhaltungskosten des Schlosses ergeben.

In einer Ecke des Ehrenhofes befindet sich das Schlosstheater, eine Anlage Ferdinand von Hohenberg, die trotz vielfacher Überarbeitung noch einen hohen künstlerischen Wert besaß. Als alltäglicher Bühnenbetrieb war dieses Theater ungeeignet, daher wird auch dieser Teil des Schlosses, als fürstliche Theateranlage als museales Schaustück erhalten bleiben müssen und anderweitig Verwendung finden.

Die ausgedehnten Räumlichkeiten des Küchentraktes und des Stall Traktes wollte man zu Atelier und Werkstätten für die Kunstgewerbeschule oder die Kunstakademie umgestalten. Doch scheinen die Unkosten und Schwierigkeiten viel zu hoch und die Vorteile nichts Nennen wertes zu bringen. Dann verfiel man wieder auf die Haushaltungsschulen die vielleicht hier unterzubringen wären, ohne, dass an dem Schönbrunner Gebäude eine Veränderung vorgenommen werden musste.

Die neuen Besitzer mussten nun einsehen, dass jeder kleinste Eingriff den wunderbaren Gesamteindruck des Schlosses zerstören würde.

Das galt ebenso für das gesamte Areal der Anlagen zwischen Schloss und Gloriette ein großartiges, künstlerisch einheitliches, mit den Gebäuden harmonierendes Ganzes, ein herrliches Beispiel der sogenannten französischen Gartenkunst darstellend. Dass dieser umfangreichste Teil des Parkes stilrein erhalten werden muss.

Quelle: Die Krongüter und ihre Zukunft von Dr. H. Titze/ÖNB, Archiv Graupp

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