JOSEPH GAUBY#

Komponist
Joseph Gauby, Radio Wien

1925: Er wird der Volkskomponist der grünen Steiermark genannt. In den letzten Jahren hat man sich wieder der Pflege des Volksliedes besonnen und wunderbare Fortschritte damit gemacht. Die Volkslieder wurden gesammelt, herausgegeben um der breiten Öffentlichkeit zugänglich und bekannt zu machen. Unter diesen zahlreichen Volkskomponisten der Steiermark, sogar Österreichs, ragt einer ganz besonders hervor: Joseph Gauby, denn seine Lieder enthalten das so beliebte Urvolkstümliche, das in jedem Dorf weit verbreitet ist.

Joseph Gauby entstammt einer Lehrerfamilie. Sein Vater Jakob war Schulleiter in dem im Köflacher Kohlenrevier gelegenen Ort Lankowitz, den so mancher Tourist oder Wintersportler von einem Ausflug im Paradies der Stubalm her kennt, kam Joseph am 17. März 1851 zur Welt. Wie seine sieben älteren Geschwister, so hatte auch er von seinem Vater, der das Amt des Organisten versehen musste, die Musikalität geerbt. Bereits mit 8 Jahren konnte Joseph jede Singstimme vom Blatt singen, und ein Jahr darauf vertrat er seinen Vater bereits im Orgelspiel. 1862 sollte nach Bestimmung der Eltern Priester werden und brachten ihn deshalb in das berühmte Benediktinerstift St. Lambrecht in der Obersteiermark wo er das Gymnasium besuchte und als Sängerknabe Aufnahme fand. All das behagte ihm nicht. Mit einem Studienkollegen, der später ein hoher Justizbeamter wurde, brannte er eines Tages durch und flüchtete über die Grenze nach Kärnten, durch den Ingolstaler Graben über St. Salvator nach Friesach wo sein Fluchtgefährte zu Hause war, doch dessen Eltern brachten Gauby nach Lankowitz wieder zum Vater zurück, der über diese Eigenmächtigkeit seines Sohnes alles andere als begeistert war. Nun wollte sein Sohn plötzlich Tischler werden. Dieser Wunsch wurden dem Ausreißer nicht erfüllt, sondern musste ab nun in Graz die Realschule besuchen, von der er im Jahr 1866 in die sogenannte Präparandie, die derzeitige Lehrerbildungsanstalt übertrat. Seinen ersten Posten fand er als Unterlehrer an der evangelischen Schule, zwei Jahre darauf an der städtischen Schule Mariahilf und im Jahr 1873 an der Übungsschule, die der Lehrerbildungsanstalt angegliedert war. Wien zeigte Interesse und bot ihm eine Lehrerstelle an, doch das Angebot lockte ihn nicht, er wollte viel lieber weiter in seiner Heimat Steiermark bleiben.

Außer seinen fachlichen Studien, schrieb er außerdem mehrere pädagogischen Abhandlungen, die allgemeine Anerkennung fanden, widmete er sich dem Studium der Musik, genoss schon vorher den Generalbass Unterricht bei L. K. Seydler, jenem Komponisten des Liedes „Hoch vom Dachstein an“. Eine weitere gründliche Ausbildung erhielt er bei Wilhelm Mayer, der unter dem Namen W. A. Remy seit dem Jahr 1862 Direktor des steirischen Musikvereins war. Bei ihm, der auch der Lehrer von Busoni, Kienzl, Weingartner und Heuberger war, lernte nun Gauby drei Jahre. Nach einigen kleineren Kompositionsversuchen entstand das erste Lied „Des Mädchens Klage“, es folgten eine Reihe von Männerchören, dann komponierte er einstimmige Lieder mit Klavierbegleitung, die besonders in Deutschland großen Anklang fanden. Streichquartette die in Graz und Deutschland aufgeführt wurden. Seine Konzerte scheinen sehr beliebt gewesen zu sein und waren ausverkauft.

Seine Domäne waren das Lied und Kammermusik, die beide durch ihn wertvolle Bereicherung erfuhren. In all seinen Schöpfungen bewies er, dass ihm die Musik in der Seele klang und die Gabe besaß, wie wohl kein anderer in seinen Liedern den Volkston so zu treffen, dass eine Anzahl seiner musikalischen Werke zu Volksliedern wurden.

Am 10. November 1932 starb in Graz Reg.-Rat Prof. Joseph Gauby im 81. Lebensjahr. Nun ist die Steiermark um einen hochbegabten Musiker ärmer geworden.

Das Begräbnis des viel gefeierten Tondichters fand am 14. November 1932 unter riesiger Beteiligung auf dem Steinfelder Friedhof statt.

1931 wurde Joseph Gauby anlässlich seines 80. Geburtstages zum Ehrenbürger von Graz und Judenburg ernannt. Aber auch die Gemeinden Scheifling und Lankowitz ehrten den Meister in gleicher Weise. Die steirische Sängerschaft, der Gauby so viele herrliche Gaben seines Talentes schenkte, hielt den Ehrenbürger hoch in Ehren. So besaß er die Ehrenmitgliedschaft des Steirischen Sängerbundes, des Grazer Männergesangsvereines,er bereits seit 50 Jahren angehörte, des Judenburger Männergesangsvereines und sämtliche weiterer Vereine. Sein Geburtshaus schmückt nun eine Gedenktafel.

Hin und wieder wird seiner noch gedacht, wenn sich ein Jubiläum jährt. Seltsamer Weise wird von dem einst so Gefeierten nur wenig von dessen musikalischen Schöpfungen aufgeführt, das ist schade, denn das hatte er sich nicht verdient. Vielleicht könnte ein Radiosender den beliebten Komponisten wieder mehr Augenmerk schenken und ihn in ihr Musikprogramm aufnehmen, damit seine Kunst der Öffentlichkeit wieder bekannt wird.

QUELLEN: Obersteirische Volkszeitung 26. November 1947, S 3, Murtaler Zeitung 19. November 1932, S 1, 17. April 1937, S 7. Radio Wien 6. September 1925, S 6, Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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