JOSEF MÜHLBACHER#

Josef Mühlbacher wurde in Gmunden am 11. Oktober 1826 geboren. Seine Jägerlaufbahn begann er beim k. k. Forstamt in Gmunden,wo er als Forstzögling in Verwendung stand. Schon am 29. Jänner 1846 wurde er definitiv bestellt und wir sehen ihn bis zum Ende des Jahres 1868 als stabilen Manipulationszögling in Ischl und als Unterförster, Forstaufseher und Forstwart in Aussee-Ebensee. Am 1. Jänner 1869 wurde er zum k. k. Oberjäger in Eisenerz ernannt, in welcher Stellung er bis zu seinem Tod verblieb. Er war am 6. September 1892 verstorben.

Jagdgesellschaft
Kaiser Franz Joseph auf der Jagd

Mühlbacher war ein echter Jäger, ein wackerer Sohn unserer grünen Berge. Mochten auch schon manche Dezenien, mancher Alpensturm und manches Hochgewitter über den Scheitel des gewaltigen Nimrod gerauscht sein, so war derselbe doch bis knapp vor seinem Tod ein wetterfester, rüstiger Mann geblieben, an dem auch der Kaiser Franz Joseph, sein oberster Jagdherr, eine Freude hatte. Mühlbacher war es ja gewesen, der schon im Jahr 1846 dem damaligen Erzherzog den ersten Unterricht in der schwierigen Kunst der Gemspürsche erteilte, in welcher es der hochbegabte Schüler, wie in allen anderen Fächern, bald zum Meister brachte. Aus dem Prinzen war später der mächtige Herrscher Österreich-Ungarns geworden, der, dankbar wie immer, seinen einstigen Lehrer im Hörsaal der freien Natur zum Oberjäger ernannte. Er geleitete im Eisenerzer Revier auch stets unseren Kaiser auf die Jagd und musste ihm zum Frühstück immer die sogenannten „Holzknechtnocken“ kochen. Einst war unser Kaiser mit Mühlbacher auf der Jagd; da schlug der Kaiser vor, den sogenannten „Ischler Schritt“ einzuschlagen und beide gingen scharf aus, denn unser Kaiser ist bekanntlich ein ausgezeichneter Fußgänger. Das ging wohl einige Zeit recht gut, aber plötzlich blieb Mühlbacher stehen, „Nun, Mühlbacher, geht’s nicht mehr?“ fragte der Kaiser. -“Nein Majestät.“ - „Bei mir auch nicht mehr“, gab der Kaiser lächelnd zur Antwort.

Bei der „Hühnhart“-Jagd wurde durch Verschulden eines Jägers um eine halbe Stunde zu früh angetrieben, weshalb die Jagd nicht so „klappte“, wie es sollte. Mühlbacher wurde ganz verlegen und man sah seine Bestürzung über das Misslingen der Jagd aus seine Mienen. „Trösten Sie sich, Mühlbacher“ sagte der Kaiser, „immer kann man es nicht zusammenbringen, dass alles klappt. Rauchen Sie sich eine Zigarre an!“ Mühlbacher nahm eine Zigarre aus seinem Etui, hatte aber kein Feuer. Der Kaiser sah es und reichte ihm Feuer.

Kam der Kaiser nach Eisenerz zur Hofjagd, so war bei der Vorstellung des Jagdpersonals sein erster Gang zu Mühlbacher und „Grüß Gott, Mühlbacher, wie geht’s?“ sprach er ihn jedes Mal leutselig an.

Die Kaiserin und Erzherzogin Marie Valerie machten mit Mühlbacher in der Eisenerzer Gegend viele Bergtouren; so besuchten sie die beinahe eine Stunde lange „Frauenmauerhöhle“, bei welcher Partie Mühlbacher auf Befehl der Kaiserin die Erzherzogin am Arm führen musste. Damals erhielt Mühlbacher von der Kaiserin eine prachtvolle goldene Uhr. Das Seil, mit welchem er die Kaiserin bei den Bergtouren befestigt hatte, bewahrte er als Andenken an diese Zeit auf.

Ein paar treffliche Anekdoten erzählt Ferdinand Zöhrer im „Das Kaiserbuch“, die wir der Vervollständigkeits halber anführen. „Die Jagd war längst beendet. Mühlbacher hatte seinem Amt als Hof-Oberjäger auch diesem Tag alle Ehre angetan und seine Leibgarde von Jagdgehilfen und Treibern durfte auf ein Wort kaiserlicher Zufriedenheit rechnen. Die Sonne vergoldete mit ihren letzten Strahlen die Felsenkrone des Pfaffensteins, als die hohen Jäger am Ufer des vom Abendfrieden umlagerten Leopoldsteiner Sees eine Imbiss einnahmen, den Hofbedienstete zugetragen hatten. Der Hof-Oberjäger stand in ehrerbietiger Entfernung etwas abseits „Hat der Mühlbacher schon?“ fragte der Kaiser in freundlicher Weise, und auf sein Geheiß musste der Jagdleiter tüchtig zugreifen. Als das einfache Mahl beendet war, brannte sich der Kaiser eine Zigarre an und blickte über die duftige Flut hin, auf der sich in einiger Entfernung ein Kahn schaukelte. Dann traf des Kaisers Auge wieder den Jagdleiter; „Mühlbacher, warum rauchen Sie nicht?“ fragte ihn der Kaiser in herzgewinnender Weise. - „Ew. Majestät, ich hab keine Zigarre bei mir“, antwortete der Gefragte, nach seiner Tasche greifend. - „Nun so nehmen Sie hier eine davon“, lachte der Kaiser, die gefüllte Tasche hinreichend. Mühlbacher griff zögernd zu und ließ ein entnommenes Stück rasch in seiner Tasche verschwinden, sollte die Zigarre doch ein teures Andenken bleiben an Kaisers Huld und Güte. Behaglich blies der hohe Jagdherr die Rauchwölkchen in die Abendluft hinaus; da er aber von seinem Oberjäger nicht das Gleiche wahrnahm, fragte er überrascht: „Nun, warum rauchen Sie jetzt nicht, Mühlbacher? Jetzt haben Sie ja eine Zigarre.“ - „Ew. Majestät, ich werde sie zu Hause rauchen“, war die entschuldigende, fast im bittenden Ton gegebene Antwort. - „Nein, Sie müssen jetzt auf der Stelle rauchen,“ lächelte der Kaiser und reichte Mühlbacher seine Zigarre zum Anzünden dar. Mit schwerem Herzen musste er das für ihn so kostbare Geschenk in Rauch aufgehen lassen. Eine Stunde später näherte sich der Hofkutsche mit dem Kaiser wieder dem Kammerhof in Eisenerz. Daselbst hatten die Jagdgehilfen und Treiber das im Terrain der Hofjagd aufgefundene erlegte Wild zusammen getragen und die gestreckte Jagdbeute dieses ergiebigen Tages lag zur Besichtigung auf, die auch den Bewohnern des Ortes gestattet war. Der Kaiser prüfte jedes Stück mit Kennerauge es waren Kapitalsböcke, richtige “Waschln“, wie sie Mühlbacher nannte. Auch andere Kenner hatten sich eingefunden. Ein kleines, hübsches Büblein, das Kind eines Bergknappen, hatte sich in kindlicher Neugierde unter die staunende Menge hineingedrängt und suchte zwischen den Füßen der Erwachsenen herumlavierend, nach dem Kaiser, um seine kleinen Augen nach der Majestät zu erheben. Doch der Kaiser hatte schon längst die Absicht des Kleinen erkannt, kam ihm auf dem halben Weg entgegen, löste ihn aus den gefährlichen, zahlreichen Beinen heraus, im nächsten Augenblick hatte er das Büblein bei den Armen erfasst und es in die Höhe hebend, sagte er in herzgewinnender Weise zu den Leuten: „Tretet mir meinen kleinen Steirer nicht zusammen!“ Allmählich hatten sich die Neugierigen wieder entfernt, die ja nicht alle Tage ihren geliebten Kaiser zu Gesicht bekamen und der Hof-Oberjäger hatte seinem hohen Jagdherrn noch Rapport zu erstatten: Als dieser geendet sagte der Kaiser: „Mühlbacher, Sie sind heute müde, gehen Sie schlafen, gehen Sie!“ Was nützen solche Worte gegenüber , einen Sträuber der Kaiser, dem fremdes Behagen viel näher lag als das eigene, drängte seinen Jagdleiter mit sanfter Hand nach seiner Wohnungstür nach getaner Arbeit zur Ruhe. Mühlbacher war ein offener, biederer Charakter, ein liebenswürdiger Gesellschafter von nie versiegbarem Humor und Witz, verbunden mit seltener Gemütstiefe. Selten umflorte ein düsterer Zug die ruhige Heiterkeit, die in seinen Mienen lag.

Mühlbacher wurde von unserem Kaiser mit dem goldenen Verdienstkreuz, vom deutschen Kaiser mit dem königlich preußischen Kronen Orden vierter Klasse, vom König von Sachsen mit dem königlich sächsischen Albrechtskreuz ausgezeichnet.

QUELLE: Vorarlberger Landeszeitung/ A. Reisner ÖNB. Bild: Graupp

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