HEINRICH VON WITTEK#

Minister
Heinrich Ritter von Wittek,Salzburger Femdenzeitung

Am 9. April 1930 ist der frühere Minister und Ministerpräsident Dr. Heinrich R. von Wittek im 86. Lebensjahr gestorben. Mit ihm scheidet einer der Letzten aus der Reihe der hervorragendsten Fachmänner auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens und der großen Politik.

Heinrich Ritter von Wittek wurde am 29. Jänner 1844 in Wien als Sohn eines Obersten der Trabantenleibgarde geboren. Nach den Studien bei den Schotten, promovierte sub auspicis und trat bei der niederösterreichischen Finanzprokuratur als Konzeptspraktikant eingetreten und hat im Laufe seines 39jährigen aktiven Staatsdienstes, während welchem er 1895 Leiter des Handelsministeriums, 1897 bis 1905 Eisenbahnminister, 1899 bis 1900 Vorsitzender des Ministerrats war, Hervorragendes geleistet. Insbesondere auf verkehrspolitischem und sozialpolitischem Gebiet war. Wittek war einer der hervorragendsten und angesehensten Vertreter der altösterreichischen Beamtenschaft, erfolgreich tätig.

Auch nach Witteks Rücktritt aus dem aktiven Staatsdienst wurde er zufolge seiner großen Erfahrung und seiner bekannten hervorragenden Charaktereigenschaften zur Leitung und Beratung bei wichtigen Aktionen berufen.

Wittek, der schon im Jahr 1891 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt, 1905 ins österreichische Herrenhaus berufen wurde, ist auch politisch als Mitglied der christlichsozialen Partei hervorgetreten und vertrat im österreichischen Abgeordnetenhaus von 1907 bis 1911 den ersten Wiener Stadtbezirk.

Wittek war einer der Gründer des alten Österreichischen Alpenvereines, der sich dann mit dem Deutschen Alpenverein zum D. u. Ö.A.V. Außerdem ist Wittek seit 1886 Mitglied der Donauregulierungskommission

In der Wiener Gesellschaft war Wittek eine sehr bekannte Erscheinung, Der hochgewachsene, hagere Mann mit dem weißen Kaiserbart war überall zu sehen, auch bei musikalischen und literarischen Veranstaltungen. Wittek war ein eifriger Dilettant auf beiden Gebieten. Noch vor wenigen Jahren hat er ein Gedicht von Michael Hainisch vertont und ist mit einem Gedichtbüchlein in die Öffentlichkeit getreten. Bekanntlich ist auch die Schwester des Verblichenen, Fräulein Irma Wittek als Romanschriftstellerin und Novellistin eifrig tätig.

Der verstorbene Eisenbahnminister war in Kärnten wohlbekannt. Derschatta und Wittek ist zu verdanken, dass das zweite Geleise der Staatsbahn von Steiermark nach St. Veit – Klagenfurt vorbereitet wurde. Von Treibach nach St. Veit gab es Schwierigkeiten. Schon 1868 war eine ganz andere gerade Trasse durch den Wolschart der am Waierfeld bei St. Veit in die Hauptstrecke einmünden sollte, projektiert gewesen. Bei der zweiten neuen Gleisanlage, wurden wieder verschiedene Vorschläge geäußert, Treibach über Hochkirchen in einem Viadukt über die Gurk gegen Dürnfeld, von dort nach Dielach, Steinbrücken unter Taggenbrunn und der neue Bahnhof St. Veit zum Friedhof gekommen wäre. Der Wunsch der Firma Stern & Hafferl, gegen diesen protestierten mit größter Entschiedenheit die Völkermarkter, denn dann wäre die Verbindung Launsdorf nach Völkermarkt hinfällig gewesen.

Erzherzog Franz Ferdinand war damals häufig auf seinen Jagdbesitzungen in Lölling, auch sein Einfluss wirkte mit. Zahlreiche Vorschläge und Wünsche wurden erörtert bis Wittek selbst entschied, dass unter Auflassung der alten Strecke Launsdorf-Untermühlbach-Glandorf eine neue, doppelgleisige Bahn von Launsdorf über Goggerwenig nach St. Veit geführt wurde, von wo ohne Stürzen der Züge nach Klagenfurt und nach Villach guter Anschluss zu finden war.

Wittek kam damals wiederholt nach Kärnten; er war selbst ein eifriger Auerhahnjäger und erlegte in den Jagdrevieren Dreifaltigkeit und Wimitz verschiedene Hahnen. Zur Erinnerung daran – er war nicht nur schriftstellerisch tätig, sondern auch als Komponist und Zeichner, und entwarf ein allerliebstes Bildchen von Heiligendreifaltigkeit. Unter Dr. Lueger wurde ihm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien verliehen.

In den Blättern werden die großen Schöpfungen Witteks, insbesondere seine Verdienste um den Bau der Tauern- und Karawankenbahn als unvergängliches und unvergleichliches Denkmal gewürdigt.

Im Spiel mit kaiserlichen Prinzen Ludwig Viktor hatte Wittek wahrscheinlich durch einen Schuss ein Auge eingebüßt. Er hatte ein Glasauge, das er durch Monokel zu verdecken suchte.

Dezember 1897: Der neuernannte Eisenbahnminister, welcher zu den ersten Autoritäten auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens zählt, war längst der natürliche Kandidat für den hohen Posten, den er nunmehr einnimmt. Durch seine langjährige Tätigkeit im Handelsministerium, wo er Chef der Eisenbahnsektion war und durch sein ersprießliches organisatorisches Wirken in dem neu kreierten Eisenbahnministerium ist er allen Eisenbahnangestellten bekanntgeworden. Seine Fachkenntnisse werden von niemandem bestritten und sein beispielloser Fleiß und genießt einen wohlverdienten Ruf als Fachschriftsteller, bei den der wahrhaft glänzende Stil des Verfassers allgemein bewundert wird.

Der neue Eisenbahnminister, welcher außerdem als schlagfertiger. formvollendeter Redner bekannt ist der eifrigste Verfechter der Staatsbahnen und bei Gestaltung des gesamten Eisenbahnrechtes mit intensivstem Einfluss mitgewirkt.

Für die Geschichte der Eisenbahnen in Österreich ist der 1. Dezember 1897 ein bedeutungsvolles Datum. An diesem Tag erhielt Heinrich von Wittek den ganz Österreich seit fünfzehn Jahren als den präsumptiven Eisenbahnminister bezeichnet; die kaiserliche Ernennung zum Chef des Reichs-Eisenbahnamtes auf dem Schillerplatz in Wien. Die November Ereignisse des abgelaufenen Jahres, welche dem Sturz des Grafen Baden vorausgingen, sind noch in frischer Erinnerung. Mit Badeni verschwand auch Herr von Guttenberg, der unmittelbare Amtsvorgänger Heinrich von Wittek von der Bildfläche, und das militärische Intermezzo in der Leitung unseres Eisenbahnministeriums fand so seinen Abschluss...

… Freilich darf da nicht verschwiegen werden. dass Herr von Wittek sich selbst immer am meisten im Licht stand. Sein Hauptfehler ist seit jeher seine fatale Unentbehrlichkeit gewesen. Im ewigen Wandel der Minister war er der bleibende, unersetzliche Sektionschef, und nicht nur die Verkörperung der modernen österreichischen Eisenbahn Politik überhaupt, der unentbehrliche Kronjurist und Budgetmeister der großartigen Verstaatlichungsaktion. Ein Ministerium, das bei solchen Aufgaben solche Schwankungen seiner obersten Leitung vertragen soll, wie von Pino über Wurmbrandt zu Guttenberg, muss eben tatsächlich Sektionschefs vom Gefüge des Herrn von Wittek besitzen...

Wittek war ein Befürworter der Verstaatlichung so hätte er bereits schon seit 1885 die Nordbahn verstaatlicht....

… alle bis jetzt durchgeführten Verstaatlichungen sind sein Werk.

… Ihn in seinem eigentlichen Fach, als Eisenbahnmann, zu schildern, ist überflüssig, da er durch sein langjähriges öffentliches Wirken markant genug im Parlament, wie in der Staatsregierung und in der heute finance seine starke Persönlichkeit und Politik zwar nicht immer mit gleichem, aber zumeist doch mit glücklichsten Erfolg zur Geltung gebracht hat....

…...eine solche Persönlichkeit, eine solche Position, eine solche Karriere ist nach menschlichen Erfahrungen nicht denkbar ohne Antagonisten. Wer aber die Reihen von Witteks Gegnern mustert, wird seine Referenz bezeigen; „Viel Ehr!“ Seine Loyalität hat keiner noch in Zweifel gezogen. Mit politischem Ränkespiel wollte er sich nie befassen....

…...so konnte er warten bis, bis auch ihm die unausbleibliche Stunde schlug, welche die höchste Machtfülle in seine Hände gab.

...in Wirklichkeit ist es weniger ein System, als vielmehr die seltene, harmonische Vereinigung unglaublich vielseitiger Gaben und Talente, die es ihm ermöglicht, sich auch unter den schwierigsten Verhältnissen in so dominierender Weise zu objektivieren.

…. auch die Alpenländer haben an ihn weitgehende Erwartungen geknüpft, Salzburg hofft auf die Tauernbahn, Tirol braucht dringend die Vinstgau-Bahn, Landeck-Meran, Anschlüsse an bayerischen und Bodensee-Linien, Talbahnen in Judicarien und Wälschtirol. Kärnten hofft auf die Überschienung des Predil.....

„Die Arbeit“ Zentralorgan der österr. Arbeitgeber sieht sich im Oktober 1899 veranlasst, den Vielbewunderten des Eisenbahnwesens scharf zu kritisieren. Es handelt sich um den Waggonmangel, für sie eine Katastrophe und als Insolvenz des Herrn von Wittek bezeichnet um ihn durch diesen gehässigen Artikel , erschreckend klar gr gworden.endlich vom Podest zu stürzen.

„Eine Autorität ist wieder einmal in Brüche gegangen, eine fachmännische Kraft ersten Ranges hat sich als eine glänzende Täuschung erwiesen. Der Name des österreichischen Eisenbahnministers muss von nun an auf die schmeichelhaften Epitheta verzichten lernen, welche der „Sachkenntnis“ seines Trägers gezollt wurden. Herr Dr. von Wittek ist seiner Aufgabe nicht gewachsen, das ist jetzt klar, erschreckend klar geworden, da man so lange Zeit an das Gegenteil geglaubt. Und nun haben wir den Waggonmangel, die das österreichische Wirtschaftsleben untergräbt. Unser Eisenbahnwesen hat durch unverzeihlichen Mangel an Vorsorge seine Rückständigkeit manifestiert, das Verkehrsleben in eine schwere Krise gestürzt, dem Handel und Industrie unmessbaren Schaden zugefügt und die Verantwortung dafür kann Herr von Wittek nicht abwälzen. Er hat sich einer groben Nachlässigkeit schuldig gemacht. Betreffs Ihrer Eignung als Eisenbahnminister bankrott zu erklären und in dieser Art und Weise wird darin fortgefahren.....

Mit diesem Thema befasst sich auch die Sonn- und Montags Zeitung mit der Überschrift „Warum Herr Wittek verschwinden soll“, und zitiert die „Neue Freie Presse“, bei der sich ein sogenannter „Überlebender“ meldete und meinte, dass Herr von Wittek zwei Menschen in Österreich lästig und unausstehlich geworden ist, und das sind Freiherr von Chlumecky und Herr von Taussig. Der Südbahnpräsident kann einen Eisenbahnminister nicht brauchen, der über der Südbahn unausgesetzt das Schwert der Verstaatlichung gezückt hält und der auch jetzt schon ein Drangsalierer ist, welcher von seinen Investitionspostulaten keinen Deut nachlassen will. Und Herr von Taussig erst, dieser grimmigste und konsequenteste Feind der österreichischen Staatsfinanzen, wie zittert dieser Mann bei dem Gedanken, dass Herr von Witttek das Rundleder des Ministerpräsidenten-Fauteuils mit dem des simplen Eisenbahnministers wieder tauschen könnte. So vereint die Hoffnung auf das Verschwinden des Eisenbahnministers Wittek die Herren Benedikt und Taussig die sich sonst gegenseitig zum Teufel wünschen. Für den Direktor der Bodenkreditanstalt ging eine Traum in Erfüllung als Herr von Guttenberg aus der Versenkung als Eisenbahnminister emporstieg. Und so sehnt sich Herr von Taussig nach einem Minister dem er aus purer Freundschaft eine Verwaltungsrats-Sinekure als Pensionszulage verschaffen kann. Zu einem solchen Avengement ist Herr von Wittek allerdings nicht zu haben.

Die Moral dieser Geschichte ist einfach und lehrreich. Gewisse Dunkelmänner, zu denen auch solche gehören, die im hellen Licht der Öffentlichkeit ihr Unwesen treiben, sind am Werk, Herrn von Wittek ein Bein zu stellen, ihr Adieu ist ein Abschiedsgruss auf Nimmerwiedersehen und wollen glauben machen, dass Herr von Wittek durch die Annahme des Vorsitzes im Ministerrat sich den Rückweg zum Eisenbahnministerium verrammelt habe.

…. dass dieser ausgezeichnete Fachmann als Eisenbahnminister so lange unentbehrlich sein wird, als Leute wie Taussig, Chlumecky und Benedikt von dem heißen Bemühen erfüllt sind, ihn von diesem Ressort amoviert zu sehen, darum hoffen wir, dass die Hoffnungen dieser Leute unerfüllt bleiben werden. Hat Österreich die ganze Verfassungspartei überlebt, warum soll es nicht auch die Intrigen jenes Mannes überleben, der, eine Säule, die schon geborsten, noch immer von der verschwundenen Pracht der einstigen Verfassungspartei zeugt.

Arbeit 1902: Auch Herr von Wittek hat nun seine Ressortrede gehalten. Unser Eisenbahnminister hat seit der letzten Budgetdebatte in so manchen eigentümlichen Farben geschillert, In einer Ressortrede vom letzten Dienstag tritt er uns als streng konstitutioneller Minister gegenüber und wir müssen gestehen, in dieser Rolle gefällt er uns relativ noch am besten. Viel Freude hat Österreich an der Verwaltung der Eisenbahnen durch Herrn von Wittek nicht erlebt; aber Exzellenzen können sich bessern und auch Herr von Wittek scheint, nach seiner jüngsten Rede zu urteilen, Besserungsabsichten zu verfolgen. Er hat sich in das Verwaltungsgebiet der Eisenbahnen eingelebt, zeigt sich in vielen Fragen vorzüglich informiert und scheint sich offenbar mit zahlreichen Beschwerden und Wünschen so gründlich befasst zu haben, als man dies einem Minister zumuten kann. Die Vereinfachung des Eisenbahntarifwesens machen unseren Eisenbahnminister wenig Kopfzerbrechen.

1905: Der plötzliche Sturz des Eisenbahnministers Heinrich von Wittek wird in der gesamten Bevölkerung der Monarchie nur ein Gefühl auslösen: ihm ist sein Recht geschehen. Denn ein Stück hoher Gerechtigkeit zeigt sich i n der ungewöhnlichen Form dieser Demission, in der empfindlichen Verletzung des Selbstgefühls, das diese rasche Beseitigung und Abschüttelns in sich schließt. Herr von Wittek wird aus den Mitgliedern des Ministeriums herausgeholt, um nicht zu sagen herausgeschleppt, und während der Vorbereitung zu einem weitgehenden Ministerwechsel u mittelbar vor der Parlamentarisierung des Kabinetts, die schon in einigen Monaten stattfinden soll, zu seinem Entlassungsgesuch gedrängt. Das ist eine Solomission, die besonders kränkend wirkt und noch bitterer wird durch die auffallende Hast des Vollzuges. Interessant ist die Frage, warum die ganze Bevölkerung zu dieser Justifizierung eines hervorragenden, ehrenhaften, fleißigen, in seiner beruflichen, sowie in seiner privaten Lebensführung geradezu musterhaften Beamten Beifall klatscht. Der bloße Hinweis auf die Missachtung des Budgetrechtes, auf die Überschreitung bei den Kosten der Alpenbahnen wäre ungenügend. Das Abgeordnetenhaus hat etwa siebzig Notverordnungen zu erledigen, und wenn davon ausgeschieden wird, was sich auf den Ausgleich bezieht, so haben wohl die meisten das arme österreichische Budgetrecht in einer Weise misshandelt, dass die Bevölkerung gegen solche Sträflichkeiten leider ziemlich abgestumpft geworden ist,und dass Herr von Wittek unmöglich der einzige sein könnte, der als Sündenbock in die Wüste des Ruhestandes hinausgeschickt wird.

Vor wenigen Monaten war die öffentliche Meinung genötigt, sich mit dem größten Nachdruck gegen den Gedanken an eine Vermehrung der Staatsschuld durch kaiserliche Verordnung zu wehren. Bis zu dieser Stunde ist noch von keiner Seite behauptet worden, dass der Ministerpräsident, der ganz offen die Zulässigkeit dieses Auskunftsmittels vertrat, gerade aus diesem Grund seine Demission hätte geben müssen. Was bedeutet schließlich die Überschreitung bei den Kosten von Tunnels und äußerst schwierigen Gebirgspässen neben dem Durchbruch aller konstitutionellen Fundamente, neben der willkürlichen Steigerung der Schuldenlast des Staates? Nein, das Parlament und die Regierung sind auf dem Weg der sogenannten Wohlfahrt ud Zweckmäßigkeit ziemlich rücksichtslos mit dem geschriebenen Verfassungsrecht umgesprungen, das Abgeordnetenhaus duldend und die Regierung handelnd. Den Versuch den Reichsrat sowie die Staatsschulden-Kontrollkommission bei Verpflichtungen, die einen Schuldcharakter haben, zu umgehen, ist das Geschäft um so verwerflicher als ein freilich nahezu abenteuerlicher Irrtum in der Berechnung bei einer hastig zu politischen Zwecken zusammengestoppelten Investitionsvorlage. Daran fällt Herr von Wittek nicht.

Reichspost Jänner 1924: Zum 80. Geburtstag Dr. Hein rich R. von Wittek.

Die letzte Phase der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates begann mit den großen Entscheidungen der Jahre 1866, 1867 und 1870/71. Zwei große Kriege und der Ausgleich mit Ungarn schufen eine neue und stabile politische Gestaltung, mit der nun eine jahrzehntelange Ära friedlicher Arbeit und glänzender Entwicklung eingeleitet war. Wenn auch die Krise des Jahres 1873 und die in der Folge auftretende Stagnation einen empfindlichen Rückschlag brachte, so war doch Österreich auf dem Weg zur Industrialisierung. Die Dampfmaschine und andere moderne technische Errungenschaften brachten die reichen Hilfsquellen des Landes mehr und mehr zur vollen Entfaltung.

Auch das System der Verwaltung hatte eine starke Veränderung erfahren wie die staatlichen Geschäfte in den Händen des Adels, traten nun Persönlichkeiten des bürgerlichen Geldadels in Erscheinung. So brachten die Jahre von 1875 bis 1890 eine auffallend hohe Zahl ausgezeichneter Kräfte in die vorderste Linie der staatlichen Verwaltung. Darunter war jene große Zahl von vielfach gebildeten und nach Charakter und Energie gleich hervorragenden Männern, die die Beamten zweier Jahrzehnte gebildet haben.

Einer dieser Persönlichkeiten ist der rüstige Jubilar Heinrich von Wittek, der die Verbindung mit dem Bodensee alsbald erkannte, zuerst einen Schiffsverkehr Bregenz – Konstanz herstellte. Die Alpenbahnen waren ein großes Anliegen von ihm. Ein weiteres Ziel war der Bau der Arlbergbahn, diese erfuhr durch Wittek eine weitere Förderung indem er sich für die Schaffung direkter Verbindung mit der Schweiz und Frankreich einsetzte. Er setzte sich sehr für die Alpenbahnen ein Es folgten die Franz Josephs Bahn, die Rudolfsbahn.

Österreich-Ungarns Eisenbahnnetz wurde in den Jahren 1858 bis 1913 ständig erweitert. Von 2.400 Streckenkilometern im Jahr 1858 wurde es bis 1913 auf 30.000 gesteigert.

Auch für Wien selbst hatte Wittek Ideen so wurde die Stadtbahn eingeführt. Regulierung des Donaukanals und Schaffung von Sammelkanälen

Das ungewöhnliche Vertrauen, das Kaiser Franz Joseph in Wittek gesetzt hat, kam in der Ausgleichskrise des Jahres 1899 auch auf politischem Gebiet zum Ausdruck. Die Obstruktion der Deutschen gegen den Badenischen Ausgleich mit Ungarn und gegen das Kabinett Thun hat eine parlamentarische Erledigung des Ausgleichsgesetzes unmöglich gemacht. Infolgedessen glaubte die ungarische Opposition den Zeitpunkt gekommen, um das selbständige Zollgebiet praktisch in Kraft zu setzen. Aber Koloman von Szell, der im Februar 1899 das Amt eines ungarischen Ministerpräsidenten übernommen hatte, trat mit einer österreichischen Übergangsregierung in Verhandlung, an deren Spitze Wittek berufen worden war. Sie kamen zu der Vereinbarung, durch die die Gemeinschaft des Zollgebietes bis Ende 1907 gesichert wurde.

Es bleibt ein Ruhmesblatt in der Geschichte seines Wirkens, dass er als erster die Dienst- und Ruhezeiten des Personals geregelt und das Wohnungsproblem in Angriff genommen hat. Wittek war der Schöpfer der ersten Eisenbahner-Wohnbaugenossenschaft und noch zahlreichen anderen Errungenschaften ist ihm zu danken.

QUELLEN: Die Arbeit, 29. Oktober 1899, S 1, 1. Dezember 1897, S 2, 18. Mai 1902, S 2, Verkehrszeitung 10. Dezember 1897, S 1, Neue Freie Presse, 2. Mai 1905, S 1, Reichspost 28. Jänner 1924, S 8, Salzburger Fremdenzeitung, 5. März 1898, S 1 und Bild, Sonn- und Montagszeitung, 26. Dezember 1899, S 1, Kärntner Zeitung,11. April 1930, S 2, Salzburger Volksblatt, 10. April 1930, S 3, Freie Stimmen 18. April 1930, S 3, Salzburger Chronik, 10. April 1930, S 4, Grazer Tagblatt, 10. April 1930, S 3,ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

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