ERDÖL ZISTERSDORF#

Erdöl
Zistersdorf

Nach dem Krieg, im Jahr 1947, wurde begehrlich nach Zistersdorf Ausschau gehalten, nach dem Erdöl.

Neue Zeit berichtet darüber: „Was wurde nicht alles zur Begründung angeführt, um direkte Verhandlungen mit der Sowjetunion über eine für Österreich günstige Lösung der Zistersdorfer Frage abzulehnen? Die Sowjetunion hat bekanntlich vor eineinhalb Jahren Österreich das Angebot gemacht, eine gemeinsame Gesellschaft zum Betrieb des Zistersdorfer Ölfeldes zu bilden, an der Österreich mit 50 Prozent beteiligt sein sollte.

Es gab bereits in der Vergangenheit Angebote aus ausländischen Firmen, die weniger als 50 Prozent ausmachten.

Trotzdem wurde dieses Angebot abgelehnt und wurden keine Verhandlungen darüber gefordert. Der Grund dafür?

Die maßgebenden Faktoren der österreichischen Regierung beugen sich dem Diktat der großen ausländischen Erdölmonopole. Darüber kann es jetzt keinen Zweifel mehr geben. Gestern gab die amerikanische Nachrichtenagentur eine Darstellung des Inhaltes der Ausführungen des amerikanischen Sonderbeauftragten, General Clark, auf der Londoner Konferenz. Wörtlich heißt es in dieser Meldung: „Die Vereinigten Staaten widersetzen sich entschieden allen Versuchen Sowjetrusslands, die Erdölquellen von Zistersdorf für ihre Zwecke auszubeuten, da die beiden amerikanischen Firmen Standard Oil Comp., und Shell Oil Comp. Eigentumsrechte an diesen Ölfeldern beanspruchen, nachdem sie beträchtliche Kapitalssummen zum Aufbau der Erdölproduktion investiert haben.

Es ist also klar, die beiden größten ausländischen Erdölmonopole stecken hinter dem ganzen Kesseltreiben, das um die Frage Zistersdorf ging und das alle für Österreich günstigen Lösungen verhinderte. Das sind die Interessen, denen sich die maßgebenden Faktoren in Österreich gebeugt haben. Nicht für Österreich kämpften sie um Zistersdorf, sondern für die Interessen des fremden Monopolkapitals.

Es ist bekannt, dass diese ausländischen Kapitalinteressen, die sich seinerzeit im Besitz von Schürfrechten in Zistersdorf befanden, mit allen Mitteln eine Förderung in Zistersdorf verhindert haben. Ebenso bekannt ist, dass die meisten dieser Anteile bereits längst an die Deutschen verkauft wurden, ohne dass dafür das Argument des Druckes angeführt werden kann, da es schwer vorstellbar ist, unter welchem Druck die Allgewaltigen in Amerika zu einer solchen Transaktion gezwungen hätten werden können. Sie taten es, weil sie bei dem Verkauf ihrer Anteile riesige Gewinne erzielten. Jetzt aber wollen dieselben Interessenten noch einmal profitieren. Sie wollen mit allen Mitteln eine für Österreich günstige Regelung verhindern, denn ihr Entschluss besteht weiter, aus Konkurrenzgründen eine Erdölförderung in Zistersdorf nicht zuzulassen. Dies hat ein hoher britischer Würdenträger auf die Anfrage eines britischen Parlamensmitgliedes klar zum Ausdruck gebracht, als er auf die Frage, wie sich die westlichen Alliierten dazu verhalten würden, wenn die Sowjetunion alle Bohranlagen in Zistersdorf abmontieren würde, anwortete: Wir wären begeistert darüber.

Es muss festgehalten werden, diese fremden Einflüsse waren es, denen sich die maßgebenden Faktoren in Österreich beugten indem sie den Standpunkt der Kommunisten, in direkten Verhandlungen mit der Sowjetunion eine für Österreich günstige Regelung zu finden ablehnten. Wäre es nach den Kommunisten gegangen, könnte heute Österreich Besitzer von 50 Prozent der Anteile an Zistersdorf sein. Es ist es nicht, weil es das Auslandskapital nicht will und die maßgebenden Faktoren in Österreich bereitwilligst diesem Diktat folgen.“

Zu diesem Thema schreibt die „Österreichische Zeitung“ Zeitung der Sowjetarmee für die Bevölkerung Österreichs. „Erdölkapital greift nach Zistersdorf“ Mehr als 100.000 Tonnen an Österreich gelieferten Treibstoffes verschwunden, Mineralölpool desorganisiert den Erdölmarkt.

Eigenbericht: Im Jahr 1946 erhielt die österreichische Volkswirtschaft durch die Sowjetorgane aus dem Zistersdorfer Erdölgebiet 406.860 Tonnen Erdölprodukte. Das sind um 55.750 Tonnen mehr, als ganz Österreich 1937 an Erdöl verbrauchte. Die amerikanische Zeitung „Wiener Kurier“, die am 28. Mai die Veröffentlichung einer Serie von tendenziösen Artikel über die Erdölversorgung Österreichs begann, hat den Tatsachen zuwider behauptet Österreich habe 1946 lediglich 298.000 Tonnen Erdöl erhalten. So zeigt bereits die erste Prüfung der Ziffern, deren sich die „Wirtschaftsfachleute“ dieser Zeitung bedienen, dass ihre „Angaben“ lediglich Erfindungen darstellen, die den Hintergrund für sowjetfeindliche Propaganda abgeben sollen.

Zistersdorf
Ölgewinnung

Wie ungeschickt diese „Wirtschaftsfachleute“ verleumden, ist ferner daraus ersichtlich, dass sie schon am dritten Tag vergessen, was sie zuvor erklärt haben. Am 31. Mai z.B., behaupteten sie im zweiten Artikel ihrer Serie, die sowjetischen Heizöllieferungen hätten 1946 insgesamt 188.000 Tonnen ausgemacht, am 4. Juni aber tischen sie dem Leser in ihrem dritten Artikel die Zahl 197.800 Tonnen auf.

In Wirklichkeit hat Österreich 1946 von den sowjetischen Organen 246.149 Tonnen Heizöl erhalten.....

Wozu wurde überhaupt die Veröffentlichung dieser Serie von offensichtlich verleumderischen Artikeln begonnen? Das ist am klarsten aus dem zweiten Artikel ersichtlich, der nichts anderes ist als ein Klagelied des Mineralölpools darüber, dass die Firmen, die zu ihm gehören, jetzt nicht soviel am Zistersdorfer Erdöl verdienen können, wie sie gern möchten.

Man braucht nur einen Blick auf die Firmen zu werfen, die zu diesem Pool gehören. “Man stößt auf so „echt österreichische“ Bezeichnungen, wie „Standard Oil of New Jersey“. Shell“; „Socony – Vacuum“; „Redeventza“ und „Steaua – Romana“, „Standard Oil“ ist die Erdölfirma des amerikanischer Milliardärs Rockefeller, „Shell“ vertritt das englische Erdölkapital, während die Firmen mit dem rumänischen Bezeichnungen auf das engste mit dem gleichen „Shell“ verbunden sind.

Wie bekannt, strebte das Erdölkapital der USA und Englands vor dem Krieg nach einer Monopolstellung in Österreich und kaufte die Ölfelder auf, um die Entwicklung der Erdölförderung in Zistersdorf zu verhindern und auf diese Weise einen künftigen unbequemen Konkurrenten vom internationalen Erdölmarkt auszuschalten. Alle diese Firmen befassten sich hauptsächlich mit dem Import von ausländischem Erdöl nach Österreich und zwangen es, für Benzin, Petroleum, Heizöl und sonstigen Erdölprodukte Devisen zu zahlen, während Österreich dies alles im eigenem Land hätte.

Nach dem Anschluss haben diese Firmen Abkommen mit den Deutschen getroffen und ihnen die Rechte auf die Ausbeutung der Erdölfelder abgetreten, die sie zwar gepachtet, aber niemals ausgebaut hatten. Die Deutschen investierten in Zistersdorf gewaltiges Kapital, brachten sehr viele Maschinen und Bohrausrüstung hierher, stellten sie mit Hilfe von zu Zwangsarbeit gepressten ausländischen Arbeitern auf und erzielten eine Steigerung der Förderung um das Vielfache.

So wurden die Zistersdorfer Anlagen erst entwickelt als deutsches Eigentum, während sie vor dem Anschluss gerade infolge der bewussten Bremspolitik derselben anglo-amerikanischen Erdölkreise, die heute angeblich so um die Treibstoffversorgung Österreichs bemüht sind, überhaupt keine nennenswerte Bedeutung hatten.

Nachdem dieses deutsche Eigentum auf Grund der Potsdamer Beschlüsse in die Hände der Sowjetunion übergegangen war, bot die Sowjetregierung der österreichischen Regierung die gemeinsame Ausbeutung dieser Erdölfelder auf paritätischer Grundlage durch Bildung einer gemischten Gesellschaft an. Mit Hilfe ihrer Agenten in den österreichischen Geschäfts- und Regierungskreisen erreichten es die amerikanischen und englischen Erdölindustriellen, dass die österreichische Regierung diesen für Österreich vorteilhaften Vorschlag ablehnte.

Der Plan der westlichen Erdölgesellschaften und ihrer Satelliten war höchst einfach: Sie wollten auf Kosten der Verletzung der unbestreitbaren Rechte der UdSSR und der österreichischen Interessen die Erdölfelder, die sie seinerzeit freiwillig und nicht ohne Vorteil unentwickelt an die Deutschen abgetreten hatten, jetzt mit all den von den Deutschen investierten Kapital wieder in ihren Besitz bringen und dann durch die Liquidierung der Erdölförderung in Österreich einen unbequemen Konkurrenten loswerden. Österreich wäre dann wieder genötigt ausländische Valuta für ausländisches Erdöl zu bezahlen.

Diese Pläne sind gescheitert. Da die Sowjetunion für die wirtschaftlichen Bedürfnisse Österreichs Verständnis hat, erhält dieses jetzt aus Zistersdorf mehr Erdölprodukte als es in allen Vorkriegsjahren verbrauchte, ohne dafür ausländische Valuta bezahlen zu müssen. Österreich erhält eine solche Menge Öl, dass nicht nur die Bedürfnisse der Volkswirtschaft gedeckt werden, sondern dass es auch Erdölprodukte in andere Länder exportieren kann. So ist es bekannt, dass die österreichische Regierung unlängst beschlossen hat, in diesem Jahr 20.000 Tonnen Erdöl nach Italien zu exportieren und dass sie schon jetzt ein Erdölexportgeschäft im Umfang von 3000 Tonnen nach der Tschechoslowakei abwickelt.

Während die UdSSR welche nach den Kämpfen des Jahres 1945 die von den Deutschen barbarisch zerstörten Zistersdorfer Erdölanlagen wieder hergestellt hat, der österreichischen Wirtschaft durch die Lieferung des notwendigen Erdöls eine gewaltige Unterstützung zuteil werden lässt, befassen sich die Firmen des Mineralölpools lediglich mit dem Weiterverkauf des sowjetisch geförderten Erdöls in den Westzonen und bringen ihre Enttäuschung darüber, dass sie ihre frühere Monopolstellung auf den österreichischen Markt nicht wieder gewinnen konnten, dadurch zum Ausdruck, dass sie Artikel veröffentlichen, welche eine Mischung von halben Wahrheiten mit absoluten Erfindungen darstellen.

Zistersdorf
Gedenktafel

Wie ein Blick in das Handelsregister zeigt, war die Hauptaufgabe dieser Firmen bei ihrer Gründung, die Einfuhr von Erdölerzeugnissen aus dem Ausland und ihr Weiterverkauf auf dem österreichischen Markt.

Über eine dieser seltsamen Angelegenheiten berichtete unlängst die steirische und die Wiener Presse. Die Steiermark hat aus Verschulden desselben Pools, von dem die Artikel des „Wiener Kurier“ ausgehen bedeutende Erdölmengen die von den Sowjets für die Steiermark geliefert worden waren, nicht erhalten. In einer Versammlung der Grazer Last- und Personenfuhrwerker, die Ende April stattfand, teilte der Berichterstatter Ingenieur Withalm mit, dass Graz um 1000 Tonnen zu wenig Dieselöl und um 1300 Tonnen zu wenig Petroleum erhalten hat.

Withalm erklärte wörtlich: „Die Poolfirmen sind amerikanische und englische Unternehmen, die für die österreichischen Bedürfnisse kein Interesse haben.

Die bewilligten Treibstoffmengen werden von der sowjetischen Verwaltung an die Poolfirmen geliefert. Nach Graz kommt jedoch nur ein Bruchteil der vorgeschriebenen Menge“.

Gemeinderäte aus Teilen der Steiermark teilten mit , dass die Zisternen mit Benzin voll waren, besonders an den Tankstellen.

Diese Beispiele aus der Steiermark zeigen ebenso, wie auch ähnliche Angaben aus Vorarlberg und anderen Bundesländern, dass in den Zonen Österreichs, in welchen der Pool am Werk ist, mit den von den Sowjetorganen zur Verfügung gestellten Treibstoffmengen dunkle Geschäfte gemacht werden. Der Zweck dieser Machenschaften besteht in der Desorganisierung des österreichischen Erdölmarktes und der künstlichen Schaffung von Schwierigkeiten für die österreichische Wirtschaft. Dabei haben auch bestimmte österreichische Organe ihre Hand im Spiel.

Auch der „Kurier“ berichtete über Zistersdorf und zwar wie sich die Deutschen der Ölfelder bemächtigten.

Da Öl in den Berechnungen der deutschen Kriegsvorbereitungen eine außerordentlich wichtige Rolle spielte, haben die Deutschen sofort alle Erdölgesellschaften in Österreich angewiesen, jede Erschließungsarbeit einzustellen und sich ganz auf Bohrarbeiten zu konzentrieren, um aus den bekannten Ölfeldern eine Höchstleistung hervorzubringen.

Aus diesem Grund verzeichnete die Rohölförderung ein steiles Ansteigen von 32.840 Tonnen im Jahr 1937 auf 1,212.875 Tonnen im Jahr 1944 der damals erreichten Produktionsspitze.

Um die ausländischen Firmen von der österreichischen Erdölförderung auszuschließen, haben die Deutschen ihr Bitumengesetz in Österreich eingeführt. Auf Grund dieses Gesetzes fiel das Eigentumsrecht an allen Freischürfen dem Staat zu, ohne dass den Inhabern der Besitzrechte irgend eine Entschädigung zugekommen wäre. Diese Freischürfe wurden dann besonders begünstigten deutschen Gesellschaften als Erdölkonzessionen zugewiesen. Diese Handlungsweise war eine glatte Enteignung.

Somit waren praktisch alle bekannten Ölschurfgebiete Österreichs den deutschen Gesellschaften in die Hände gespielt, die damit in der Lage waren aus all den Erschließungs- und Schürfarbeiten Nutzen zu ziehen, die vor dem Anschluss vom privaten Kapital finanziert worden waren.

QUELLE; Verschiedene Zeitungen ANNO Österreichische Nationalbibliotthek, Bildmaterial: I.Ch. Graupp

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/ERDÖL_ZISTERSDORF