ELSE CRONBACH#

Gremium
Dr. Else Cronbach

Dr. Else Cronbach, die Sekretärin des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft saß am Mittwoch Abend in einem Stadtcafe in Gesellschaft wissenschaftlicher Freunde, als ihr plötzlich übel wurde. Ihr Zustand verschlimmert sich derart, dass sie in ein Sanatorium gebracht werden musste wo sich die Ärzte um sie bemühten, sie jedoch nicht mehr aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte., Am 13. April 1913 verstarb sie, vermutet an Gehirnblutung, daher wurde eine Obduktion angeordnet, Jäh und unvermittelt wurde die erst 34 jährige abberufen. Dr. Cronbach hat durch eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten in Fachkreisen Aufsehen erregt und erfreute sich auch in der Gesellschaft großer Beliebtheit.

Cronbach aus achtbarer Wiener Kaufmannsfamilie stammend, hatte sich, nachdem sie das Lyzeum des Frauenerwerbsvereines absolviert hatte, als außerordentliche Frequentantin volkswirtschaftlichen Studien an der Wiener juristischen Fakultät gewidmet. Unter Böhm-Bawerk, Grünberg und Philippovich bildete sie sich im Staatswissenschaftlichen Institut aus und veröffentlichte damals unter anderem ihre Arbeit über die österreichische Hausspitzenindustrie. Da die österreichischen Hochschulgesetze den formellen Abschluss ihrer Studien nicht zuließen, begab sie sich nach Freiburg im Breisgau, wo das Badensische Staatsministerium ihr im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Leistungen die Dispens von der Maturitätsprüfung erteilte, so dass sie zum Doktor der Staatswissenschaften promovieren konnte.

Sie hat einige Abhandlungen über die Agrarfrage veröffentlicht, die in Fachkreisen Anerkennung fanden, Auch für die „Wiener Zeitung“ hatte sie Beiträge geliefert.

Dr. Cronbach ist die erste und einzige Frau in Österreich auf dem Gebiet berufsmäßiger Ausübung praktischer und wissenschaftlicher Volkswirtschaft

Unter großer Teilnahme wurde am 21. April 1913, Dr. Else Cronbach zu Grabe getragen. Auf dem Döblinger Friedhof hatten sich außer der Familie eingefunden: Ministerialrat Dr. Schüller, die Hofräte Chefredakteur der „Wiener Zeitung“ Dr. Löbl und Dr,. Maresch, die Universitäts Professoren Oberlandesgerichtsrat Dr. Pollak, Grünberg und Reich. Primarius Dr, Schnitzler uam.

Mit Dr. Else Cronbach schied eine ungewöhnliche hochsinnige Frau, mit seltenen Vorzügen, die unbeirrt ihren Weg gegangen war....

QUELLEN: Der Morgen, 21. April 1913, S 8, Neue Freie Presse 19. April 1913 , S 11, Wiener Bilder 27. April 1913, S 8, Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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