EDELSTEINKOSTBARKEIT#

Museum
Edelsteinstrauß

Wien darf sich glücklich schätzen über die bedeutendste Mineralien- und Edelsteinsammlung Europas zu verfügen.

Diese einzigartige Sammlung im Naturhistorischen Museum verdanken wir Franz Stephan von Lothringen, dem Gemahl der Kaiserin Maria Theresia.

Maria Theresia die die Leidenschaft und Neigung ihres Gemahls für naturwissenschaftliche Dinge kannte, überraschte ihn im Jahr 1760 mit einem Meisterwerk der Juwelierkunst – einem Blumenstrauß, bestehend nur aus Edelsteinen, den sie ihm in das Hofnaturalienkabinett stellte, das erst vor wenigen Jahren gegründet worden war.. Eine sinnvolle Überraschung für den Mann der auch ein tüchtiger Geschäftsmann war. So konnte er durch diesen Strauß seine mineralogischen Kenntnisse sehr bereichern, denn die wunderbare Auslese von wertvollen Edelsteinen war sehr groß.

Das Naturalienkabinett, aus dem sich das heutige Naturhistorische Museum entwickelt hat, nahm unter diesen Instituten eine hervorragende Stellung ein. Waren Naturalien bis etwa zum Beginn des 18. Jahrhunderts meist nur in den Kunst- und Wunderkammern oder den Raritäten Kabinett und Schatzkammern der fürstlichen Häuser gesammelt worden, wobei mehr ihre Rarität und kuriose Form oder ihre Herkunft aus fernen Ländern als ihre wissenschaftliche Bedeutung eine Rolle spielten, so setzten um die Mitte des 18. Jahrhunderts ernste Bestrebungen zur wissenschaftlichen Anlage von Naturaliensammlungen ein, die in Wien in der Gründung des Naturalienkabinetts ihren Ausdruck fanden.

1748 erwarb der Lothringer die Sammlung Johann Ritter von Baillou und ließ sie in einem Saal des Hofbibliotheksgebäude aufstellen, von wo sie schon beträchtlich erweitert 1765 in Säle auf dem Augustinergang der Hofburg überführt wurden. Franz I., ließ den Sammlungen die größte Fürsorge angedeihen, er besuchte sie fast täglich und auch Maria Theresia wandte ihnen ihre Vorliebe zu.

BLUMENSTRAUSS

Über unseren Blumenstrauß aus Edelsteinen findet sich merkwürdiger weise erst im Jahr 1823 eine Inventar mäßige Eintragung. In dem von Abbé Stütz im Jahr 1806 angelegten lateinischen Katalog der Sammlungsobjekte ist er nicht enthalten, wohl aber erwähnt ihn Stütz in dem im Jahre 1807 in Wien erschienenen „Mineralogischen Taschenbuch, enthaltend eine Oryktographie von Unterösterreich zum Gebrauche reisender Mineralogen“. Über das Jahr seiner Entstehung ist in den Inventaren nichts enthalten, dagegen findet sich die Angabe, dass er von dem Wiener Juwelier Johann Michael Großer geliefert wurde. Die erste Eintragung trifft man, wie erwähnt, 1823 in einem Übersichtsinventar, das zunächst ein Inventar nach den vorhandenen Dokumenten und dem Befunde im Jahr 1806 enthält. Damals enthielt die Sammlung an Kunstsachen unter anderem den künstlichen Blumenstrauß, der folgend beschrieben wurde:

Edelsteine
Detailansicht

Unterzog man den ungewöhnlichen 2,8 Kilogramm schweren und 50 Zentimeter hohen Strauß aus insgesamt 2.863 Steinen, bestehend, war es eine einzigartige Verarbeitung aus Edel- und Halbedelsteinen in einer Farbenvielfalt, mit Blätter von grünem Taft in einer Kristallvase, und unter einer Glasglocke auf einem schwarzen Fußgestell.

Neben 1.119 Diamanten und Brillanten, über 400 Farbsteinen mitunter von ansehnlicher Größe: Saphire, Rubine, Topase, Smaragde, Chrysolithe, Hyazinthe, Granaten, Opale, Türkise und dergleichen, wovon 61 Blumen, zwölf aber verschiedene Tierarten vorstellen, Schmetterling,Schnecke und ein Schabe frei schwebend, neun aber auf Blumen aufsitzend angebracht sind, nämlich ein Käfer auf der Smaragd Blume, ein Käfer auf der Topas Blume, ein Schmetterling auf einem großen Amethyst, ein anderer Schmetterling auf einer Spinell Blume und eine Fliege hatte sich auf einen großen Granat niedergelassen, eine andere hatte sich auf einer weißen Calzedon Blume begeben, weitere saßen auf Chrysolith Blume, eine Spinne auf einer Spinell Rose, eine gelbe Assel auf einer Lapislazuli Blume.

Dieses Inventar wurde im Jahr 1824 von dem damaligen Direktor Karl von Schreibers und dem ersten Kustos Johann Karl Megerle von Mühlfeld gefertigt. Von ihm liegt eine weitere handschriftliche Eintragung in einem aus den Jahren 1835 und 1836 stammenden Verzeichnis derjenigen Stücke vor, welche 5 Gulden Werte überschreiten. Diese Eintragung lautet: „Edelsteine 3. als Blumenstrauß gefasst. Dieses Bouquet wurde auf allerhöchsten Befehl der Kaiserin Maria Theresia durch den Juwelier Großer in Wien in den 1760iger Jahren als aller höchst deren Gemahl, Kaiser Franz der erste, seine Mineralogen Sammlung in Wien aufstellte, verfertigt und Höchst selben verehrt. Die Herren Mack, Wiser, Kohen und Neuling den Strauß auf wenigstens 25.000 Gulden geschätzt.

Wien
Kaiserin Maria Theresia

Im Jahr 1817 schätzten Kunst- und Edelsteinkenner dasselbe auf 40.000 Gulden. 1837 schätzte Herr Theer die farbigen Steine mit 4424 Gulden, Herr Gasterstädt die Diamanten mit 5254 Gulden. Mit Fasson und Schleifarbeit ergab sich im Jahr 1837 ein Wert von 15.000 Gulden.

1899 hat Friedrich Berwerth als Direktor der Sammlung in der Chronik des Wiener Goethe Vereins auseinandergesetzt, dass der Lieferant Johann Michael von Großer auf einer Deutschlandreise Lautensack besucht und dabei Lautensacks Arbeit, so weit sie fertig war, erstanden haben könnte. Da die Fassung der Steine, wie ein Wiener Fachmann einwandfrei festgestellt hat, Wiener Ursprung ist, weil zu jener Zeit nur in Wwien Edelsteine auf solche Art gefasst worden sind, kann die Berwerth Theorie zu Recht bestehen.

Den Laien interessiert an der ganzen Sache mehr, dass dieser Schatz, der jetzt der Republik Österreich gehört, nur so selten ausgestellt ist. Die Bewachung erfordert nämlich einen Mann allein, der nicht immer zur Verfügung steht, und so werden die Besucher wohl bis zum September gedulden müssen, dann nach den Urlauben, wird das kostbare Stück der Öffentlichkeit wohl wieder zugänglich gemacht werden.

Quelle: Verschiedene Zeitungen der ÖNB

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