DIE RIEDMARK#

Wien
Polizeipräsident Johannes Schober

Nachdem Niederösterreich in vier Vierteln eingeteilt war, sollte auch Oberösterreich bis 1848 in Vierteln aufgeteilt werden. Das nördliche Land Oberösterreich unter dem Namen Mühlkreis bekannt, benannt nach den beiden Mühl Flüssen die durch Stifters Hochwald berühmt gewordenen Dreisesselberg- und Plöckenstein Gebiet durch wildromantischer Landschaft der Donau zuflossen. Der Plöckenstein ist die höchste Erhebung im Böhmerwald.

Vor dem Jahr 1779 aber, in welchem Bayern infolge des Teschener Friedens das Innviertel an Oberösterreich wieder abtreten musste, zerfiel das Land im Norden der Donau in zwei Viertel, nur der Teil im Westen hieß Mühlviertel, der östliche Machlandviertel oder auch Viertel im Machland. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde es auch Schwarzviertel genannt. Über die geschichtliche Vorzeit des Gebietes gab es keinerlei Quellen die Auskunft geben konnten nur den Stiftungen der Vorfahren war zu danken die spärliche Kunde von wichtigen Ereignissen hinterließen. Im Osten getrennt durch die Ysper, (sehr bekannt und besucht die Ysperklamm) und Sarmingbach vom niederösterreichischen Viertel ober dem Manhartsberg (Waldviertel), im Westen reichte es bis an den malerischen 10 km langen Haselgraben, der sein Wasser knapp unterhalb von Linz zur Donau führt. Seit 2019 läuft ein Revitalisierungsprojekt für Hochwasser- und Naturschutz.

Das Machland zwischen Ysper und Haselgraben hieß einst Riedmark und reichte bis an das Moldauknie. Heute führt ein Radweg neben der Moldau entlang und bietet rückwärts einen gigantischen Blick auf das Moldauknie. Erstmals wurde Riedmark in einer Zollordnung erwähnt, die um das Jahr 904 in der Nähe des berühmten Stiftes St. Florian unter dem Vorsitz des Traungaugrafen Aribo Pfalzgraf von Bayern aufgestellt wurde. In dieser äußerst interessanten Urkunde werden die Bewohner des Gebietes Reodarii (Rieder, Roder oder Reuter) genannt.

Im Jahr 1115 wird in einem Freibrief, den Markgraf Leopold III., der Heilige dem Kloster St. Florian ausstellt, darin das Gebiet ausdrücklich „ridmarcha“ genannt. Ab da erscheint der Name Riedmark, das so viel wie Rodungsgrenze bedeutet.

Am 28. Februar 1230, ein Richter in der Riedmark auftauchte. Es scheint um die Zeit des Herzog Leopold VI., dem Glorreichen 1198 bis 1230, die Riedmark ein eigenes Verwaltungsgebiet, mit selbständigem Landgericht wurde.

Eine ungefähr aus derselben Zeit stammende Passauer Urkunde zeigt und auch die Gerichtsstätte der Riedmark; es wird darin festgestellt, dass der judex provinciae, das ist der Landrichter der Riedmark das Recht hat, einmal im Jahr in Gallneukirchen sein Tageding, seinen Gerichtstag zu halten, trotzdem der Markt selbst dem Landrichter der Riedmark nicht untersteht, sondern von dessen Gerichtsbarkeit befreit ist und ein selbständiges Passauer Landgericht bildet. Aus einer Garstener Urkunde ist zu erfahren, dass auf dem Friedhof in Gallneukirchen um das Jahr 1180 ein „Ding“ abgehalten wurde, so ist der Friedhof als Dingstatt der Riedmark anzuerkennen.

Oberösterreich
Gallneukirchen

Der Besitz der österreichischen Herzöge in der Riedmark war um das Jahr 1200 so angewachsen, dass man es zwischen 1235 bis 1240 für nötig fand, die herzoglichen Urbare den geänderten Besitzverhältnissen entsprechend umzugestalten. Das dürfte sodann eine Teilung des Landesgerichtes Riedmark veranlasst haben.

Aus einer Urkunde vom 31. Jänner 1240 ersieht man nämlich, dass es nunmehr ein eigenes Landgericht Machland gibt. Erst jetzt 1240 erscheint der Name Machland auch auf den bergigen, östlich von Aist, Waldaist, Weißer Aist gelegenen Teil der Riedmark ausgedehnt und dieses östlichste Gebiet Oberösterreichs als eigenes Landgericht Machland vom Landgericht Riedmark los gelöst.

Um das Jahr 1340 wechselt das Landgericht Riedmark seinen Namen, und heißt ab nun Landgericht Freistadt und wurde vor 800 Jahren von Otto von Machland gegründet. Das landesfürstliche Schloss ist Sitz des Landgerichtes.

Im Sommer 1930 fand unter dem Ehrenschutz des Herrn Bundeskanzler Dr. Johann Schober, der selbst aus der alten Riedmark stammt und an seiner Heimat, dem Markt Perg, in treuer Liebe hängt, eine großartige Riedmarktfeier statt, sie wird aus einer langen Reihe von Heimattagungen bestehen, deren Umfang über einige Tage und Inhalt sich den jeweiligen örtlichen Verhältnissen anpasst.

OÖ
Perg Geburtsort Johann Schobers

Diese Siebenjahrhundertfeier soll der äußere Anlass sein, Heimatkunde zu verbreiten und Heimatliebe zu säen.

Die alte Riedmark ist zwar, von dem Donauufer abgesehen, ein dem Fremden wenig bekanntes Gebiet, aber sie ist so reich an Naturschönheiten; es gibt zahlreiche malerische Burgen und Burgruinen, beginnend von Wildberg im Haselgraben, wodie Staehemberger Gundacker und Kaspar König Wenzel den Faulen im Jahr 1394 gefangen hielten, bis zu den Schlössern Struden und Sarmingstein im Osten, die im Jahr 1532 gegen die anrückenden Türken mit starken Besatzungen belegt wurden, schmücken das Land und erzählen von seinen Schicksalen; aber die Riedmark ist auch reich an Zeugen einer noch viel älteren Vergangenheit, so findet man noch zahlreiche Gräber aus der Bronze- und Hallstätter Zeit; von Jahr zu Jahr vergrößert sich die Zahl der Funde, die beweisen, dass die Riedmark bereits in der Steinzeit besiedelt war, nicht nur in der Donauebene, sondern auch im Landesinneren. Die Riedmark war ein bedeutender Verkehrsweg. Am nächsten erreicht ja das Stromgebiet Moldau-Elbe an das der Donau heran, in ihr stößt der böhmische Horst mit dem Südwinkel seiner Randgebirge am tiefsten ins Donauland vor.

Das salzarme Böhmen blickte neidvoll über das Donautal hinüber nach den uralten Salz- und Hallstätten der nördlichen Kalkalpen, durch die Riedmark führt der kürzeste Weg dahin und über die Alpen, zu den alten Kulturländer am Mittelmeer.

1870 herrschte eine große Trockenheit in Riedmark, auf den Feldern wuchs alles nur sehr kümmerlich..

Die erste Eisenbahn in Europa war die Linie Budweis Gmunden, 1871 kamen die Eisenbahnlinien von St.Valentin und Linz welche in Gaisbach, Pfarre Wartberg zusammentreffen und binnen eines Jahres dem Verkehr übergeben werden.

Februar 1930: Unsere Heimat Oberösterreich ist heute nicht mehr in vier Kreise oder Viertel, sondern in 17 politische Bezirke eingeteilt. Obwohl die Kreiseinteilung bereits 1849aufgehoben wurde, ist sie in der Bevölkerung lebendiger denn je. Auch führen manche Orte wie z. B. Ried im Innkreis, oder Ried im Traunkreis, diese alten Bezeichnungen. So erhielt Neumarkt im Bezirk Grieskirchen erst im Jahr 1917 den offiziellen Zusatz: im Hausruckkreis, Taiskirchen erst 1922 den amtlichen Namen Taiskirchen in Innkreis. Heute gibt es im ganzen 18 solche Orte, davon entfallen acht auf den ehemaligen Innkreis, sieben auf das Mühlviertel, zwei auf den Traun-, einer auf den Hausruckkreis.

Diese im Jahr 1779 aufgehobene Einteilung geht bis in das 15. Jahrhundert zurück; damals im Jahrhunderte der Hussitenkrieg, zerlegte man das Land zum Zweck des Landesaufgebotes in vier Teile: Im Süden Traun- und Hausruckviertel, im Norden der Donau westlich von Haselgraben Viertel im Mühelland, östlich davon Viertel im Machland, kurz Mühlviertel und Machlandviertel genannt.

Das Landgericht Freistadt, ehemals Riedmark, zerfiel allmählich, denn immer zahlreichere Grundherrschaften erhielten selbständige Landgerichtsbarkeit. Im 15. Jahrhundert kommt Mauthausen hinzu, im 16- Jahrhundert Steyregg, Weinberg, Reichenau, Wildberg, Reichenstein, Lichtenau, Grünbach, Windhag bei Freistadt. Im Jahr 1644 wurde das restliche Gebiet abermals geteilt: Landgericht Schloss Haus und Landgericht Freistadt. Aus dem Landgericht Freistadt wurden noch ausgebrochen die Landgerichte Waldenfels, Harrachstal und Freiwald. 1702 wurde Freistadt selbständiges Landgericht.

Das Schicksal des Landgerichtes Machland ist ganz ähnlich, verliert etwas später ebenfalls seinen Namen , es heißt von 1490 an Landgericht Greinburg. Die Zersplitterung schreitet auch hier unaufhaltsam vor, es entstehen in ihm die selbständigen Landgerichte Rutenstein, Unterweißenbach, Königswiesen, Windhag, Prandegg, Windegg, Waldhausen, Baumgartenberg, Arbing und Kreuzen.

Doch der Name Machland verschwindet nicht.

Zur Erinnerung an die erstmalige urkundliche Erwähnung eines Richters in der Riedmark vor 700 Jahren, 28. Februar 1230, wird von Mai bis September 1930, eine ganze Reihe von Festlichkeiten stattfinden, die zusammen eine groß angelegte Riedmark-Feier bilden sollen.

So soll eine große Heimatfeier, wie sie in diesem Ausmaß Oberösterreich noch nicht erlebt hat, in festlicher Weise stattfinden. Begonnen wurde das schöne erhebende Fest in Gallneukirchen die ein eigenes Landgericht durch Herzog Leopold VI., den Glorreichen verliehen bekamen.

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Bürgerkorps Freistadt
Freistadt
Jubiläum

Am Morgen des 29. Juni 1930 befand sich Freistadt in gehobener Feststimmung, Böllerschüsse ließen die Luft erzittern, die Bürgerkorpsmusik marschierte mit klingendem Spiel durch die reich geschmückte Stadt. Um 9 Uhr 30 traf der Bundeskanzler Dr. Schober mit Gemahlin ein und wurde vom Bürgermeister, dem Landeshauptmann Dr. Schlegel und dem Bezirkshauptmann Mayrzedt empfangen. Bei seinem Eintreffen wurde die Bundeshymne angestimmt, das Bürgerkorps gab die Ehrensalve ab. Der Bürgermeister stellte dem Bundeskanzler alle wichtigen Persönlichkeiten die an dem Fest teilnahmen vor.

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Freistadt alte Burg

Wenig später fand man sich im, mit Wappen und Pflanzen geschmückten Sitzungssaal ein, wo der Bürgermeister mit seiner Festrede die Feier eröffnete, um nochmals auf den kraftvollen Lenker des Heimatlandes hinzuweisen. Die Bürgermeister sämtlicher Städte hatten sich hier eingefunden, Dann wurde die bedeutsame Rolle Freistadts in der geschichtlichen Vergangenheit des 800 jährigen Jubiläums zum Anlass genommen, all die guten und schlechten Zeiten, gemeinsamer harter Arbeit, eine Jahr tausende kulturelle Epoche zu huldigen..

Dem Sohne der Riedmark , unserem hochverehrten Herrn Bundeskanzler, wollen wir heute öffentlich Dank sagen, dass er in treuer Anhänglichkeit an seine engere Heimat den Ehrensitz unserer Tagungen übernommen. In ihm erblicken wir das Vorbild des echten Oberösterreichers, des Mannes, der unbeirrt von des Tages Meinungen, seine Pflicht erfüllt aus Liebe zur Heimat, aus Liebe zum deutschen Volk. Und ihm wollen wir geloben, dass wir nach Väterart, so wie wir sie von unseren Ahnen ererbt, treue Söhne der Heimat sein wollen, treu dem deutschen Volk, treu unserem Stande und treu unserem Lande ob der Enns, dass wir sein wollen, der Ostmark heldenhafte Söhne, die mit Herz und Hand schützen der Heimat Boden.“

Dann ergriff Bundeskanzler Dr. Schober das Wort und führte aus: „Von der Mauerkrone des Schlossturms winkt die Ziffer 800 herüber, sie zeigt uns, dass hier eine geschichtliche Feier stattfindet, eine Feier der deutschen Heimat, eine Feier eines stolzen Bürgertums, verbunden mit einer Feier einer wehrhaften Vereinigung, die vor uns steht und deren Fahne ich mit Ehrfurcht grüße. Selbst ein Sohn dieses Landes und selbst ein Sohn derr Riedmark, habe ich gern den Ehrenschutz über die Riedmark-Feiern dieses Jahres übernommen. Ich bin gern der Einladung nachgekommen, die Freistadt an den österreichischen Bundeskanzler gerichtet hat, heute hier zu erscheinen. Und wenn ich auch nicht in der glücklichen Lage bin, mir den Festzug nachmittags anzuschauen, weil ich um ½ 7 Uhr wieder in Wien sein muss, so mache ich ihn im Geiste doch mit.Und was ich heute gesehen und erlebt habe, lässt mich meine Gedanken zusammenfassen in den Wunsch: Ich wollte: dass ganz Österreich so wäre, wie Freistadt ist.“ Großer Beifall unterstrichen diese Worte. „Eine Stadt, in Tradition gepflegt wird, in der man sich der Vergangenheit nicht schämt, sondern stolz ist auf sie, in der man alles das Gute das Schwere hingenommen und als Gottes Fügung mit Ergebung getragen hat …....“

Mit der Defilierung des Bürgerkorps vor dem Bundeskanzler war der feierliche Festakt zu Ende.

DDDr. h.c. Johannes Schober wurde am 14. November 1874, in Perg Oberösterreich geboren und verstarb am 19. August 1932 in Baden bei Wien. Berufliche Tätigkeit: Polizeipräsident und Gründer der Interpol.

Bildungsweg: Volksschule, Gymnasium Linz, Studium der Rechte an der Universität Wien (abs. jur. 1898) Ehrendoktor der technischen Hochschule in Graz, Ehrendoktor der Rechte der Universität Wien, Ehrendoktor der Staatswissenschaften der Universität Graz

Beruflicher Werdegang: 1898 Eintritt in die Polizeidirektion als Konzeptspraktikant, 1908 Mitglied des Präsidiums der Wiener Polizeidirektion, 1909 Berufung ins Ministerium des Innern, 1913 Rückkehr in die Wiener Polizeidirektion als Polizeirat, Leitung der Staatspolizei der Wiener Polizeidirektion, 1918 Hofrat, Polizeipräsident von Wien. 1921bis 1922 zum dritten Mal Bundeskanzler. Außerdem absolvierte er alle Ministerien.

Das allgemein größte Interesse galt dem prunkvollen Festumzug am Nachmittag. Mit historischer Treue zogen die lebenden Bilder aus der Geschichte Freistadt und ihres Erwerbslebens vorüber. Herolde zu Pferd eröffneten den Zug, vier Fasanenbläser. Dann folgten die geschichtlichen Ereignisse Markomannensturm, Otto von Machland, der Gründer von Freistadt.....

Der prächtige Festzug löste bei den Tausenden von Zuschauern große Bewunderung aus.

Verrauscht und verklungen sind nun des Jubelfestes glanzvolle Weihestunden. Zum Abschluss gab es noch das Festspiel: „Der Heimat treu“ von Florian Gmainer. Die Darsteller in prachtvollen Kostümen und eine hervorragende Ausstattung zollte das Publikum reichlichen Beifall. Und in all den anderen Orten wurde ebenso das Jubiläum festlich begangen.

QUELLEN: Mühlviertler Nachrichten 23. Mai 1930, S 6, Linzer Tagespost 30. Juni 1930, S 7, Neue Warte am Inn, 7. März 1930, S 18., Linzer Volksblatt 12 Juli 1871, S 3, 4. Juni 1870, S 3, Wer ist Wer, Bild Radio Wien, Bilder Sammlung/Graupp ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DIE_RIEDMARK