!!!Ostern


[{Image src='Ostern.jpg' class='image_left' height='250' alt='Der Auferstandene mit der Osterfahne. Kleines Andachtsbild, 19. Jh. Gemeinfrei' width='154'}]

Das Osterfest ist das älteste und wichtigste christliche Jahresfest. Es geht nicht nur um einen Feiertag, sondern um einen ganzen __Festkreis__, der mehr als ein Viertel des Jahres umfasst: Die vierzigtägige Vorbereitungszeit ([Fastenzeit|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Fastenzeit]) dauert vom [Aschermittwoch|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Aschermittwoch] bis zur Abendmesse am [Gründonnerstag|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Gründonnerstag]. Sie bildet den Übergang zu den Drei österlichen Tagen vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn (''Triduum sacrum''). Dem Ostersonntag folgen der arbeitsfreie Ostermontag, früher eine [Oktav|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Oktav], und die fünfzigtägige Freudenzeit bis [Pfingsten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pfingsten] ([Pentekoste|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pentecoste]). \\ \\
 
Ostern ist ein bewegliches Fest. Das Konzil von Nicäa (325) bestimmte den Sonntag nach dem Frühlingsvollmond als __Termin__, der zwischen 22. März und 25. April liegt. Daher variieren auch die Daten von [Christi Himmelfahrt|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Christi_Himmelfahrt] am 40., Pfingsten am 50. und [Fronleichnam|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Fronleichnam] am 60. Tag. \\ \\

Die [Evangelien|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Evangelium]
überliefern das Leiden und die Auferstehung Jesu (Mt 26-28; Mk 14-16, Lk 22-24, Joh 13-20). Daraus lassen sich die Daten der Kreuzigung (Freitag, 7. April 30) und der Auferstehung (Sonntag, 9. April 30) rekonstruieren. \\ \\
 
[{Image src='Ostern Jesuiten.jpg' alt= 'Statue des Auferstandenen in der Jesuitenkirche Wien 1. Foto: Doris Wolf' class='image_right' height='250' width='188'}] 

Ostern wird als umdeutende Fortsetzung des jüdischen __[Pessachfestes|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pessach]__ verstanden, das an den Auszug aus Ägypten (Ex 12) erinnert. Es wird ab dem 14. Tag des ersten Monats, Nisan, eine Woche lang begangen. Die ersten Feste der Christen entfalteten sich parallel zum jüdischen Festjahr. Die Evangelisten gehen davon aus, dass Jesus das Abendmahl im Rahmen eines Paschamahles gestiftet hat. Das Motiv der Befreiung aus der Knechtschaft (nun: von Sünde und Tod) wurde mit der Auferstehung verbunden. \\ \\
 
Die __Bezeichnung__ des christlichen Festes leitet sich in den meisten Sprachen von ''Pessach'' (in der griechischen Übersetzung ''Pascha'') ab: lateinisch ''tempus paschale'', italienisch ''Pasqua'', spanisch ''Pascua'', französisch ''Paques,'' niederländisch ''Pasen'', dänisch ''Paaske'', norwegisch ''Paskit.'' Nur deutsch - Ostern - und englisch - ''Easter ''- weichen davon ab. Die Erklärungen dafür sind unterschiedlich. Sicher ist nur, dass es die viel zitierte Frühlingsgöttin Ostara mit dem Hasen als Symboltier nie gegeben hat. Ein einziges Mal erwähnt der angelsächsische Missionar Beda Venerabilis (+ 735) eine Gottheit namens Eostra. Es blieb dem Philologen Jacob Grimm (1785-1863) vorbehalten, mehr als ein Jahrtausend später aufgrund dieser Notiz eine germanische Göttin Ostara zu erfinden. Sie ist, wie die meisten anderen Ideen der [Mythologenschule|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Mythologenschule] ins Reich der [Märchen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Märchen] zu verweisen und die überholte Theorie abzulehnen. Für die Bezeichnung Ostern bieten sich als Erklärungen an: idg. ''ausos'', gr. ''eos'', lat. ''aurora'', altengl. ''eastron'': Morgenrot, Tagesanbruch; mhd. ''urstende'': Auferstehung; Osten als Richtung des Sonnenaufgangs; altnordisch ''ausa ''- Wasser schöpfen, gießen. Letztlich haben sie mit der Auferstehungsfeier bei Tagesanbruch zu tun, deren zentrales Ereignis in den ersten Jahrhunderten die [Taufe|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Taufe] war. \\ \\
 
Unter __Osterpflicht__ versteht man die Verpflichtung gläubiger Katholiken, zwischen Aschermittwoch und Pfingsten die Sakramente der Buße und Eucharistie zu empfangen ([Osterbeichte|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Beichte] und Osterkommunion). Die früher bei diesen Anlässen verteilten Beichtzettel dienten einerseits der pfarrlichen Statistik, andererseits mussten sie von Bediensteten dem Dienstherrn als Bestätigung gezeigt werden.Pandemiebedingt ermöglichte die Wiener Pfarre "Zur frohen Botschaft" am Gründonnerstag 2021 die Osterbeichte im Freien, auf dem Karlsplatz. Unter Einhaltung der Präventionsmaßnahmen waren auch persönliche Gespräche und Segnungen erlaubt. Seit Beginn der Fastenzeit stand vor dem Eingang der Karlskirche eine „Mauer der Hoffnung, wo man Zettel mit Sünden und Anliegen deponieren konnte. Die Zettel wurden ungelesen im Osterfeuer verbrannt. \\ \\

Zu den internationalen [Bräuchen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Brauch] am Osterfest zählt der seit dem 13. Jh. gebräuchliche apostolische Segen ''__"Urbi et Orbi"__. ''Der Papst spendet ihn - wie auch zu [Weihnachten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Weihnachten] oder nach der Papstwahl - von der Benediktionsloggia des Petersdoms, zehntausende Pilger kommen auf den Petersplatz.  Das Ritual wird in den elektronischen Medien übertragen, wodurch alle, die "guten Willens" sind, einen vollkommenen [Ablass|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Ablass] erlangen. War dies früher nur bei persönlicher Anwesenheit auf dem möglich, so gilt es jetzt auch für die Teilnahme am Radio (seit 1967), Fernsehen (seit 1985) und Internet (seit 1995).  \\ \\

Als traditionelle __Ostergebäcke__ gelten süße Brezel, Osterflecken, Kipfel, Milchbrot, Striezel, Reindling. Die Osterpinze stammt  aus Italien (Veneto, Friaul). Von dort kam sie Mitte des 19. Jahrhunderts über Görz nach Graz. Der Name leitet sich von ital. ''pinza ''(Schere) ab, weil der Teigballen, um seine charakteristische Form zu erhalten, mit einer Schere eingeschnitten wird. Hauptspeisen sind Schinken und Lammfleisch. Früher aß man in Niederösterreich zuerst eine Eierspeise, dann Geselchtes mit Kraut. Neuerdings erobert die italienische "Colomba" die österreichischen Ostertische. Das Germteiggebäck in Taubenform gilt als Symbol des Friedens.\\ \\

[{Image src='lammundhasen.jpg' class='image_left' width='250' alt='Biskuitlamm und Porzellanhasen, Foto: H.M. Wolf, Ostern 2020 height='142' height='142' height='142' height='142'}]

Für den __Handel__ ist Ostern nach Weihnachten der zweitgrößte Umsatzbringer. 2022 erwartet der Handel österreichweit Ausgaben von 230 Mio. €, durchschnittlich 90 € (2021: 95 €). In Kärnten und der Steiermark sind die durchhnittlichen Betäge am höchsten 8105 €), in Wien am geringsten (46 €). Am häufisten verschent man Süßigkeiten (53 % Schkoladehasen), 47 % gefärbte Eier (insgesamt 70 Mio. Eier) , 24 % Spielwaren, 22 % Blumen und 15 % selbst Gebackenes. \\ \\

__Osterfeuer__ werden nicht nur vor den Kirchen im Rahmen der Osternachtsfeier entzündet, sondern auch von Privaten, vor allem weithin sichtbar auf Bergen und Hügeln. In der Steiermark sind diese "Brauchtumsfeuer" von Karsamstag 15 Uhr bis Ostersonntag 3 Uhr erlaubt, in Graz verboten. 2019 wurden die freiwilligen Feuerwehren des Bundeslandes zu 150 Einsätzen gerufen, 120 mal zur Bewachung der Feuer, teilweise auch zum Löschen.\\ 

Von der Osternacht  bis 31. Mai  2021, erhebt sich die neongoldleuchtende "Himmelsleiter" in der Taufkapelle des Stephansdoms und außen bis zur Spitze des Südturms. Die Kunstinstallation wurde auf Einladung von Dompfarrer Toni Faber von der Wiener Künstlerin Billi Thanner konzipiert. Die Himmelsleiter oder Jakobsleiter ist ein biblisches Symbol für den  Auf- und Abstieg zwischen Himmel und Erde. Die 33 Stufen symbolisieren Tugenden wie  Achtsamkeit, Anstand, Ausdauer, Bescheidenheit, Beständigkeit, Dankbarkeit, Diskretion, Ehrlichkeit, Freiheitssinn, Fleiß, Geduld, Gerechtigkeit, Gutherzigkeit, Klugheit Mitgefühl, Mut, Offenherzigkeit, Respekt, Rücksichtnahme, Selbstlosigkeit, Standhaftigkeit, Tapferkeit, Treue, Weisheit, Weltoffenheit Zielstrebigkeit.\\ \\






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__Quellen:__ \\
Adolf Adam: Das Kirchenjahr mitfeiern. Freiburg/Br. 1979. S. 54 f.\\
Hansjörg Auf der Maur: Feiern im Rhythmus der Zeit. Regensburg 1983. S. 116 f.\\
Manfred Becker-Huberti: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg/Br. 2000. S. 98 f., 307\\
Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. München 1994. S. 89 f., 130 f.\\
Alois Döring: Rheinische Bräuche durch das Jahr. Köln 2006. S. 163 f.\\
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berli: Lautn 1934/1987. Bd. 6/Sp. 1311 f.\\
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 135 f., 142 f.\\  
Bezirksblatt, 21.3.2018 \\
"Österreich",19.3.2018 \\
"Kurier", 25.3.2018 \\ 
[Urbi et Orbi|http://religion.orf.at/stories/2577409], publiziert 31.3.2013 \\ 
[Feuer Steiermark|https://steiermark.orf.at/news/stories/2977212], publiziert 21.4.2019 \\
[Beichte 2021|https://wien.orf.at/stories/3096242]  publiziert 25. 3.2021 \\
[Himmelsleiter|https://www.dompfarre.info/Pfarrgruppen/Kulturelle_Gruppen/Kunst_im_Dom/Himmelsleiter.html] \\ 
"oe 24", 14.4.2022 \\
"Kurier", 14.4.2022 \\ \\


__Bilder:__ \\
Der Auferstandene mit der Osterfahne. Kleines Andachtsbild, 19. Jh. Gemeinfrei\\
Statue des Auferstandenen in der Jesuitenkirche Wien 1., 2013. Foto: Doris Wolf 


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__Siehe auch:__ \\
> [Essay Ostern|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Ostern/Essay_Ostern]
> [Heimatlexikon|Heimatlexikon/Osterbräuche]
> [{WebBookPlugin src='web-books/verschwundenebrauche00de2015iicm/000135' 
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