Karpfen#
Zur Familie der Karpfenfische (Cyprinidae) zählen rund 1500 Arten. Der Karpfen (Cyprinus carpio L.) stammt aus Asien, die Römer brachten ihn nach Europa. Im Mittelalter begann in den Klöstern die Teichwirtschaft, einerseits zur Gewinnung der Fastenspeise, andererseits zur Regulierung von Gewässern. Der derzeit größte Karpfenteich, eine historische Anlage der adeligen Gutsherrschaft, ist der Schwarzenberg-Teich mit ca. 260 ha Fläche im südböhmischen
Wittingau/Trebon. Hier entstand seit Beginn des 16. Jahrhunderts ein
System von Teichen und Kanälen. Die Herrschaft
Wittingau/Trebon war die ertragreichste in ganz Böhmen, wobei
der Hauptanteil auf Karpfen entfiel. Wittingauer Karpfen wurden als
lebende Ware über weite Strecken, auch ins Ausland
transportiert. Das Gebiet befindet sich in der Nähe der
niederösterreichischen Teiche, deren Fischbrut aus
Böhmen kam.
Die Anlage von Fischteichen im 15. und 16. Jahrhundert hängt
einerseits mit der Änderung der Konsumgewohnheiten,
andererseits mit dem Gewinnstreben der adeligen Grundherrschaften
zusammen. Das Waldviertel - wo sich noch immer 1000 Fischteiche aller
Größen befinden - bot, ebenso wie die
böhmischen Gebiete, optimale Voraussetzungen: große
unbewirtschaftete Flächen, Sümpfe und
Wasserläufe (Thaya). Die meisten Karpfenteiche in
Niederösterreich entstanden zwischen 1470 und 1530. Die
Teichwirtschaft warf von allen Produktionszweigen den
größten Ertrag ab. Der Gewinn erreichte bis zu 90% des
Ertrages, der in den siebziger Jahren des 16. Jahrhundert seinen
Höhepunkt erreichte.
Bis die Karpfen die gewünschte
Größe erreichen, dauert es vier Jahre.
Traditionsgemäß findet im Herbst das Abfischen
statt, wobei man Zuschauer zum „Abfischfest“ mit
Karpfenspezialitäten einlädt. Dabei wird das Wasser
fast zur Gänze aus den Teichen abgelassen, die Fische mit
Zugnetzen ans Ufer gebracht und mit Keschern (Handnetze mit
Stiel) aus dem Wasser gehoben. Die Speisekarpfen werden
händisch sortiert und in großen
Wasserbehältern zu den Kunden oder zu Hälterungen
(von Frischwasser durchströmte kleine Teiche) gebracht.
Karpfen sind eine klassische Speise zu Weihnachten und Silvester. Der
Weihnachtstag war früher ein Fasttag. Zu Silvester kommt die
Glücksfisch-Symbolik zum Tragen.
Der Spiegelkarpfen (Cyprinus carpio morpha noblis) ist eine in Europa
weit verbreitete Zuchtform. Er hat einige große, metallisch
glänzende Schuppen, die unregelmäßig
verteilt sind. Diese trug man gern als Talisman in der
Geldbörse, damit diese immer gefüllt sein sollte.
Die Redensart "der Hecht im Karpfenteich" für jemanden, der
eine träge Masse in Bewegung bringt bzw. schreckt, ist
literarisch 1787 belegt.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.429
Kulturen an der Grenze. (Hg. Andrea Komlosy u.a.) Wien 1995. S. 113
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 2/S.685
Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten 2009. S. 27
Wikipedia: Karpfen(Stand 17.1.2019)
Bild: Speisefische vor dem Verkauf. Foto: Alfred Wolf