Erdstall#

Erdställe (Stall - Stelle, Ort) sind Höhlensysteme, die - nach jüngsten Forschungen - im 11. bis 12. Jahrhundert entstanden. Das Verbreitungsgebiet der meist in Lössgebieten angelegten Erdställe reicht von Ungarn über Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Tschechien und Bayern bis Frankreich und Spanien. Niederösterreichische Fundorte sind u.a. Althöflein, Dürnkrut, Gaweinsthal, Kleinzwettl, Neusiedl/Zaya, Platt, Röschitz und Wilhelmsdorf. 

Schwer erkennbare Zugänge führen zu engen (1/2 m), niedrigen (1,30 m) Gängen und Räumen. Sie befinden sich oft in der Nähe von Kirchen, Wohnhäusern und Weinkellern. Entstehungszeit und Bauformen sind regional verschieden, die Funktion nicht geklärt. Als Erklärungen bestehen die Fluchthypothese und die Kulthypothese. Allerdings sind die Anlagen als Fluchträume und Verstecke wegen der schlechten Belüftung und geringen Dimension für längeren Aufenthalt ungeeignet. Bei der Kultstättentheorie ist die Art des vermeintlichen Kultes unbekannt. 

Die labyrinthähnlichen unterirdischen Anlagen erweckten schon im 19. Jahrhundert Interesse. Damals stieß man vor allem beim Bau von Weinkellern darauf. Die erste systematische Forschungsarbeit in Österreich lieferte der Göttweiger Benediktinerpater Lambert Karner. In seinem Werk "Künstliche Höhlen aus alter Zeit" beschrieb er um die Jahrhundertwende alle damals bekannten Erdställe. In Bayern besteht eine Vereinigung der Erdstallforscher, die alljährlich internationale Tagungen abhält.


Quellen:

Lochstein
Erdstall


Siehe auch:

--> Essay Megalithkulturen