Christkindlmarkt #

Bild 'Christkindlmarkt'
Generationenlang waren Weihnachtsmärkte in zahlreichen Städten Hauptumschlagsorte für die Geschenke, nach denen die bürgerliche Gesellschaft verlangte. Hier fanden sich Verkäufer von Erzeugnissen der Hausindustrie und der Manufakturen aus dem Erzgebirge, Berchtesgaden oder Hallein ein. Im Verlagssystem waren viele Heimarbeiter, oft ganze Familien, mit der Produktion solcher Waren - wie Puppen, Christbaumschmuck, Leuchterengel, Hampelmänner oder Vogelpfeiferl - beschäftigt, die Kinder in der Stadt erfreuten.

Vorweihnachtliche Jahrmärkte gab es in Wien seit dem Mittelalter. Ab 1382 bestand der Katharinenmarkt, er begann am 25. November und dauerte vier Wochen. Zwischen 1600 und 1761 stand der Thomasmarkt auf dem Graben und auf der Brandstätte. 1772 befanden sich 108 Stände auf der Freyung, 70 Jahre später 132 auf dem Platz Am Hof, wo der Markt 80 Jahre lang blieb. 1916 war der „Nikolo-und Christkindlmarkt“ Am Hof von 1. Dezember bis 2. Jänner geöffnet. In der Zwischenkriegszeit lebte die Tradition des Christkindlmarkts auf der Freyung (1923) und auf dem Stephansplatz (1924-28). Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er wechselnde Plätze: Stephansplatz, Mariahilf, Hernals und seit 1975 von Mitte November bis zum Heiligen Abend - auf dem Rathausplatz.

Bild 'af neu 5'
1985 bis 2015 nannte sich der Christkindlmarkt zwischen Burgtheater und Rathaus "Wiener Adventzauber". 2016 startete die Stadt Wien Marketing ein neues Konzept mit einem neuen Titel und neuen Dekorationen. Aus dem „Adventzauber“ wurde der „Wiener Weihnachtstraum". Den Mittelpunkt bildete wie bisher der "Christbaum für alle" vor dem Rathaus. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden 2020 der Wiener Weihnachtstraum und rund 20 andere Weihnachtsmärkte abgesagt. 2021 fand der Christkindlmarkt vor dem Rathaus mit einem strengen Sicherheitskonzept statt.

2022 kam es erneut zu einer Umorganisation. Nicht mehr der "Verein zur Förderung des Marktgewerbes" ist verantwortlich, sondern "Stadt Wien Marketing" (bisher nur für die Gestaltung des Rathausparks zuständig). Eine Kommission aus Vertretern der Stadt, der Wirtschaftskammer , der Wirtschaftsagentur, desTourismusverbands, der Marktkoorination und des VEranstalters sollen für eine transparente Vergabe der Plätze für die Hütten sorgen. Aus 360 Bewerbungen wurden knapp 100 ausgewählt, davon ein Drittel neue Betreiber. Bei Gastroständen müssen nun zumindest 30 % des Sortiments biologischen Ursprungs sein, es wird nur Bio-Glühwein ausgeschenkt. Der "Wiener Christkindlmarkt" findet von 19. November bis 26. Dezember 2022 (7 Tage kürzer als bisher) statt. Neuerungen am Markt sind mehr Freiflächen (zum Teil überdacht) und ein 12 m hohes Karussell, Im Park gibt es "Riesenrad", Rentierzug und "Kinderhütte" sowie einen Krippenpfad mit 15 Stationen und 3000 qm Eisfläche, die Kinder bis 8. Jänner gratis benützen können. 40 Bäume bleiben ohne Schmuck - ein Beitrag zum Energiesparpogramm. Weiters brennt die Beleuchtung täglich eine Stunde kürzer und es kommen nur LED-Lampen zum Einsatz. Der beliebte "Herzerlbaum" erhielt 200 neue LED-Lampen. Erstmals gibt es ein "Herzerlstandl". Dort erhält man um 39 € ein handtellergroßes Plastikherz, auf das der eigene Pulsschlag überspielt werden kann. Das Herzerl blinkt dann im Takt. Als neue Attraktion präsentierte der Wiener Bürgermeister den "Herzerlflug": Jeweils zur vollen Stunde schickt das "Christkind" von einem 13 m hohen Turm quer an einem Seil ein Herz über den Markt zum Herzerlbaum. Dort angekommen startet eine Licht-Inszenierung zu eigens komponierter Musik.

In ganz Wien gibt es 2022 auf 17 Weihnachtsmärkten 905 Hütten, in keiner EU-Stadt sind es so viele. Allein am Wochenende vom8. Dezember schätzte man eine Million Besucher. Die Standorte: Christkindlmarkt am Rathausplatz, Weihnachtsmarkt am Hof, Adventgenussmarkt bei der Oper, Weihnachtsmarkt am Stephansplatz, k.k. Weihnachtsmarkt Michaelerplatz, Weihnachtsdorf auf dem Maria-Theresien-Platz, Altwiener Christkindlmarkt Freyung (Wien 1), Weihnachtsdorf Schloss Belvedere (Wien 3), Artadvent vor der Karlskirche (Wien 4), WeihnachtsQuartier im MQ, Weihnachtsmarkt am Spittelberg, (Wien 7), Weihnachtsdorf Unikampus (Wien 9), Adventmarkt Favoriten (Wien 10), Adventmarkt Meidling (Wien 12) Kultur-und Weihnachtsmarkt Schloss Schönbrunn (Wien 13), Weihnachtsmarkt im Türkenschanzpark (Wien 18), Adventmarkt Floridsdorf (Wien 21) Eine Umfrage des Handelsverbands ergab, dass 83 % der österreicherInnen zumindest einen Weihnachtsmarkt besuchen wollen. Man erwartet rund 400 Mio. € Umsatz

Die Tageszeitung "Der Standard" brachte am 8. November 2022 interessante Fakten zu den Weihnachtsmärkten: Herzerlbaum Eine große Platane im Rathauspark ist mit 200 leuchtenden roten Herzerln geschmückt. 2016 und 2017 fiel das beliebte Fotomotiv auf Grund eines Rechtsstreits aus. Wirtschaftsfaktor 2019 gab es 20 Märkte mit insgesamt 1018 Ständen. Allein der Christkindlmarkt beim Rathaus zählte rund 3,5 Millionen Besucher. Die Nächtigungszahlen erreichten mehr als drei Millionen. Kulinarik Laut Marktordnung für Anlassmärkte dürfen höchstens bei einem Drittel Punsch, Glühwein Pommes, Langos und belegte Brötchen angeboten werden. Punschstände In ganz Wien (Weihnachtsmärkte, Einkaufsstraßen, Gastbetriebe, karitative Stände stehen 330 Punschhütten.

Bild 'AF5-2016'
Bild 'AF9-2016'
Bild 'AF10-2016'


Quellen:
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 93 f.
Presseinformationen stadtwien marketing
"Der Standard", 4., 5., 8., 11. 11.2022
"Kurier", 4.11.2022
"Heute", 4., 11.11.2022
"OE 24", 7.11.2022

Bilder:
Fotos: Doris Wolf


Siehe auch: